Montag, 19. August 2013

Cross-Country


"Champions aren't made in the gyms. Champions are made from something they have deep inside them -- a desire, a dream, a vision."
Muhammad Ali


Als Sport-Enthusiast, der ich nun mal durch und durch bin, werde ich nie müde neue Sportarten und deren Wettkämpfe zu beobachten. Nur logisch also, dass ich zu den Provinz-Ausscheidungen im Cross-Country (Hindernislauf) nicht "Nein!" sagen konnte. Fast 20 Schüler unserer Schule qualifizierten sich für die letzte Stufe vor den südafrikanischen Meisterschaften und ich als Coach, Mentor und Trash-Talker mittendrin statt nur dabei.
Am Samstag gegen 5:30 Uhr machte sich unsere Athletengruppe auf in Richtung Klerksdorp, von dem ich bisher nur die Nightclubs zu Augen bekommen hatte (Small Talk Issues). Lehrerin Marta, die mit Leib, Seele und vor allem ihrem eigenen Kapital die Kinder unterstützt, wollte nur eine Sache: Medaillen! Allerdings war die Tagesform unserer Sportler in den letzten Liga-Wettkämpfen mehr von Überheblichkeit und Arroganz geprägt als von Biss und Siegeswillen. Diese beunruhigende Tendenz und die Tatsache, dass unsere Schule bei den anderen Wettbewerbern einen extrem schlechten Ruf hat, war Hauptthema bei der Motivationsansprache der Sportlehrerin. Unser schlechter Ruf rührt daher, dass die minder privilegierten Schüler unserer Schule kein Startgeld zahlen müssen und auch sonst auf lauftechnischer und vor allem ausrüstungstechnischer Ebene eher hinterherhinken. Ich möchte hier keineswegs eine Rassen-Debatte antreten, aber die Großzahl der Teilnehmer sind weiße Kids, die von ihren mein-Sohn-muss-zu-einem-professioneller-Sportler-aufblühen-Eltern gepusht werden. Diese sind logischerweise am Ende sehr enttäuscht, wenn Schüler von uns, zumeist nur barfuß, einige Konkurrenzen dominieren und die wohl situierten Gören alt aussehen lassen.
Fazit: fanatische Fußball-Familienmitglieder, die sich nicht an den Ehrenkodex der Fußball-Eltern halten, gibt es auch in Afrika, wenngleich in einer ganz anderen Sportart.
Nach knappen 6 Stunden auf dem Schulgelände in Klerksdorp war es für das Team der Bert's Bricks eine umso größere Genugtuung, dass 10 von unseren Schülern für den Landeskader nominiert wurden und somit bei den südafrikanischen Meisterschaften teilnehmen dürfen. Eine riesen Geschichte, vor allem wenn man bedenkt, dass die Championships dieses Jahr ausgerechnet in Potch stattfinden. Weiterhin auch eine tolle Sache für Marta, die weder von der Schule noch von staatlichen Gremien finanzielle Unterstützung bekommt und das Training, die Verpflegung, die Trikots, die Fahrkosten und was der Dinge mehr sind aus eigener Tasche bezahlt. Sie macht das alles, so sagt sie selbst, weil es ihr großen Spaß bereitet die Kinder zu coachen. Auf der anderen Seite will sie aber auch vermitteln, dass Sport ein Ausweg aus den Slums sein kann, wenn man gut genug ist und seinen Traum hartnäckig genug verfolgt. (Zitat Ali)
Musterbeispiel für eine solche Entwicklung ist ein Läufer, der im aktuellen weltweiten Power-Ranking der Nachwuchsläufer über 3000 Meter ganz oben steht. Sein Weg hat an der Bert's Bricks unter dem Coaching von Marta begonnen, ging über ein Sportstipendium an der Universität bis hin zu Wettkämpfen in Europa und anderen Teilen der Welt. Jedem unserer Schüler würde ich eine solche Entwicklung von Herzen wünschen, aber wie wir alle wissen ist ein solcher Werdegang schwerer zu erreichen als man anfangs denkt und schlussendlich fast unerreichbar.


Allgemein kehrt in meinem Arbeitsalltag langsam Struktur und Normalität ein. Als fleischgewordener Fotokopierer helfe ich den Lehrern die Schwierigkeiten der heutigen Technik zu überwinden, übernehme hin und wieder das Unterrichten einer Klasse und bin Nachmittags im Kinderheim bei der Hausaufgabenhilfe eingeteilt. Diese Woche kommen dann voraussichtlich die neuen deutschen Freiwilligen an. Worauf ich mich insgeheim freue, weil sich die augenblickliche Mitbewohner-Chemie eher dem eisigen Wetter am Morgen (-4°) als dem wohltuenden südafrikanischem Gemüt annähert.


Random-Notes:
- Erinnerung an mich selbst: Powerade concentrated JAGGED ICE Sports Drink ist nicht wie vermutet weiß sondern blau (!) und besteht zu 98% aus Zucker

- Durch eine visuelle und raumgestaltungtechnische Meisterleistung habe ich meinem Zimmer neue Lebensqualität eingehaucht

- "Lehrer" heißt auf Afrikaans "onderwyser"

- Ich hab' Sonnenbrand(t) und gleichzeitig Schnupfen ... das ist mir auch noch nie passiert ...

- Zitat der Woche: "The other guys are losers, either by birth or by choice!"

- Meine, in der Schottland-Studienfahrt zuletzt gezeigte, Liebe zum The Glenlivet Whiskey ist wieder aufgeblüht. Von Hingezogenheit erblindet erwarb ich eine zwölf Jahre alte Flasche, die nun gebieterisch auf mein Zimmer herabblickt.




3 Kommentare:

  1. Krass. Vergleichbar hat flo heute per Mail eingeläutet, dass ab sofort täglich von 14-18 Uhr trainiert werden kann. Laurin wird dann wohl nächste Woche dazu stoßen und ich garantiere dir, dass, wenn du zurück kommst, die Erste immer noch in der Bezirksliga spielen wird. Mir wurde das tt-spielen Augen technisch verboten und deshalb biete ich weiterhin meine COACHING Künste an, obwohl es als dad immer schwierig ist. Aber da stehen wir drüber. Siehe div. Turniere.

    AntwortenLöschen
  2. Hei JJ :D

    wie Coach Achim schon gesagt hat, wird seit Montag hart trainiert.

    Jeden Tag 4h haben Flo und ich uns gequält. Aber es macht sich bemerkbar. Staig kann sich warm anziehen :DDD


    Im Moment hartze ich ja noch ne Runde, doch ab September geht auch bei mir weiter.

    Pass auch, dass du nicht verBRANDT wirst :)

    AntwortenLöschen
  3. Hab gehört, unser neuer Einser erhält bald einen BRANDTneuen Schläger...

    AntwortenLöschen