Dienstag, 25. Februar 2014

Das Land der tausend Hügel


Ost-Zentralafrika, südlich des Äquators zwischen dem 1. und 3. Grad südlicher Breite und zwischen dem 29. und 31. Grad östlicher Länge. Hier liegt es also das Land der Gorillas, das Land des Völkermordes, das Land der Armut und Strukturprobleme, aber auch das Land der Sauberkeit und Chancen.


Geschichte: Zusammen mit Burundi war Ruanda bis 1916 deutsche Kolonie unter dem Namen Deutsch-Ostafrika. Nachdem 1916 belgische Truppen das Land besetzten wurde Ruanda am Ende des ersten Weltkriegs von der belgischen Regierung verwaltet. Die Unabhängigkeit erreichte Ruanda am 1. Juli 1962.
Nach der ersten Republik (1962-1973), die durch Unterdrückung und Vertreibung der Tutsi Bevölkerung durch die Hutu-Mehrheit geprägt war, scheiterte 1994 auch die zweite Republik und das Land versank für 100 Tage im Völkermord. Auslöser waren die auf die Kolonialzeit zurückzuführende Unterscheidung der Tutsi (wohlhabende Viehzüchter) und Hutu Stämme (arme Bauern), und die politisch angespannte Lage durch die Invasion von 1990.

Die durch die Wirtschaftskrise (rapider Abfall von Kaffeepreisen am Weltmarkt, Hauptexportgut Ruandas) ausgelöste Arbeitslosigkeit und Armut, waren Grund für Kritik am Hutu-Präsidenten und die RPF (Rwandian Patriotic Front), bestehend aus den vertriebenen Tutsi-Exilanten zweiter Generation, startete 1990 im Norden des Landes eine Invasion, die im Bürgerkrieg endete. Die Friedensverhandlungen zwischen RPF und der Regierungspartei (MRND) scheiterten '93, da extremistische Hutus eine komplette Machtergreifung der RPF fürchteten. In dieser politisch angespannten Lage wurde das Flugzeug von Präsident Habyarimana am 6. April 1994 beim Landeanflug auf Kigali angegriffen und er kam bei jenem Attentat ums Leben. Bis heute ist unklar ob die RPF wirklich hinter dem Attentat steckte oder ob Hardliner der MRND das Attentat durchführten, da sie mit dem Regierungsstil ihres Parteiführers nicht übereinstimmten.
Das Resultat des Attentats waren 100 Tage Völkermord, in denen die Hutu durch Propaganda via Radiomonopol das Töten der Tutsi als Verteidigungsmaßnahme zum Schutz der eigenen Rasse rechtfertigten.
Das Ende des Bürgerkrieges wurde durch den militärischen Sieg der RPF-Truppen über die zahlenmäßig überlegenen, aber strategisch schlecht organisierten, Regierungstruppen der MRND besiegelt.
Am 19. Juli 1994 wurde Pasteur Bizimungu zum Präsidenten ernannt und in seiner Übergangsregierung, die bis 2003 andauerte, wurde Paul Kagame sowohl zum Vize-Präsidenten als auch zum Verteidigungsminister ernannt. Jener Kagame wurde 2003, nachdem die Verfassung per Volksabstimmung verabschiedet worden war und eine echte Regierung geformt werden konnte, mit 94%  aller Stimmen zum Präsidenten gewählt. Wehrmutstropfen der ganzen Geschichte ist, dass internationale Politikexperten ihm vorwerfen, den Bürgerkrieg in Kauf genommen zu haben, um an die Macht zu kommen. Weiterhin wird ihm sowohl bei der Wahl 2003 als auch bei der Wahl 2010 (bei der er mit 93,08% bestätigt wurde) Wahlbetrug vorgeworfen. Bis heute sind auch die Taten der RPF während des Bürgerkriegs von 1990 bis 1994 verbunden mit Vorwürfen der Menschenrechtsverletzung inklusive Tötung von Kriegsgefangenen und Massakern an der Zivilbevölkerung.
Folgen des Genozids bleiben auch soziale Ächtung, an der Frauen, die im Krieg missbraucht wurden leiden und die dadurch entstandenen AIDS Erkrankungen dieser Frauen, da die Behandlung an den Kosten scheitert. Weiterhin gibt es viele Kinder, die durch den Krieg ihre Eltern und Familien verloren haben und deshalb als Waisen aufwachsen mussten.
Politisch bleibt die Frage wie weit die aktuelle Regierung in die Taten des Bürgerkriegs verwickelt ist, da zahlreiche Klagen gegen den Präsidenten und seine Leitungskräfte eingegangen sind, die den Verdacht erlauben, dass heutige Regierungsmitglieder schwerwiegende Verbrechen begangen haben.

Strukturprobleme: Ruanda ist das am dichtesten bevölkerte Land Afrikas. Mit circa 432 Einwohnern pro km² und einem stabilen Wirtschaftswachstum (Prognosen: ca. 7%) sieht es für die Zukunft aber nicht so schlecht aus wie allgemeine Erwartungen implizieren. Allerdings zeigt sich im internationalen Vergleich, dass das Land global gesehen hinten ansteht. Mit einem BIP pro Kopf von nur 724 US-$ im Jahr 2013 steht Ruanda auf Platz 166 von 186 in der Liste geführten Ländern. (Ökonomisches Musterland Ruanda auf politischen Abwegen) Die Landwirtschaft ist und bleibt für das Land Haupteinnahmequelle und Arbeitsplatz-Garant. 90% der Bevölkerung lebt direkt von der Landwirtschaft und der primäre Sektor trägt mit ca. 40% zum BIP bei. Die extrem hohe Bevölkerungsdichte und der Flüchtlingsstrom aus dem Kongo tragen dazu bei, dass die landwirtschaftlich nutzbare Fläche immer geringer wird. Die hügelige Landschaft und die häufig starken Regenfälle bewirken zudem Bodenerosion, was das nachhaltige Landwirtschaften erschwert. Eine erfolgreiche industrielle Entwicklung ist schwer zu etablieren, da es an Fachkräften mangelt und sich die heimische Industrie auf das Herstellen von einfacher landwirtschaftlicher Hilfsgeräte spezialisiert hat.
Größtes Problem ist und bleibt aber die Energieversorgung. Nur 11% der Bevölkerung haben konkreten Zugang zu Strom. Zwar ist die Regierung sich dessen bewusst, aber um sicheren Strom und nachhaltiges Produzieren zu gewährleisten, fehlen die Infrastruktur und die liquiden Mittel.
Gleich, aber nicht so drastisch, verhält es sich mit dem Zugang zu Trinkwasser. Das Land verfügt zwar über genug Wasserreserven, aufgrund des tropischen Klimas, allerdings ist die Versorgung der ländlichen Bevölkerung durch die Geländestruktur des Landes erschwert.

Gorillas und Chancen: Die Tourismus-Branche im Land verzeichnet einen stetigen Wachstum. Zwischen 2007 und 2013 konnte die lokale Hotelbranche einen starken Zuwachs verzeichnen. Auch internationale Fluganbieter erkennen das Potential Ruandas und zur ehemals einzigen Fluggesellschaft (Brussels Airlines) mit Direktflügen aus Europa, ist auch KLM auf den Ruanda-Bandwagon aufgesprungen. Zudem fliegen mit South African Airways, Qatar Airways und Turkish Airlines weitere internationale Fluggesellschaften nach Ruanda. Zwar ist das Tourismusnetz noch nicht so ausgeklügelt wie in den konkurrierenden Staaten wie Kenia, Tansania oder Uganda, aber vor allem in der Hauptstadt Kigali zeigen inverstierfreudige Geschäftsleute aus aller Welt Interesse am Land der tausend Hügel.
Weltweite Berühmtheit genießen weiterhin die Virunga-Vulkane im Norden des Landes. Das Grenzgebiet von Ruanda, Uganda und der demokratischen Republik Kongo beherbergt eine seltene Lebensform: die Berggorillas. Durch den Film "Gorillas im Nebel", welcher das Leben von Dian Fossey beschreibt, kamen diese seltenen Tiere zu Weltruhm. Zwar sind die Bestände der Tiere in den letzten Jahrzehnten nach oben gegangen, allerdings ist das Fortbestehen dieser Tiere noch lang nicht gesichert. Durch den wachsenden Tourismus und dem ungebrochenen Interesse an den Tieren ist der Schutz aber einfacher geworden. Der Einsatz der Park-Ranger und die mutigen Versuche von Tierärzten bieten den Tieren eine gute Überlebenschance, die der Lebensraumzerstörung und Wilderern entgegen wirkt.

Vision 2020: Kritik an Präsident Kagame hin oder her. Die Politik für die der Regierungschef steht hat gute Ansätze. 2009 trat Ruanda dem Commonwealth bei und gehört der Ostafrikanischen Union (EAC) an. Er versucht Englisch als Amtssprache zu integrieren und so seinen Bürgern in einer sich globalisierenden Welt mehr Chancen zu bieten. Allerdings bietet die Integrierung der "neuen" Sprache Konfliktpotential. Als erstes müssen die Lehrer für den Englisch-Unterricht umgeschult werden, was mit Kosten und Zeitaufwand einhergeht. Zum anderen könnte der Tutsi-Hutu-Konflikt wieder entstehen, da die Tutsi-Kinder (1962 vertrieben nach Uganda, Kenia oder Tansania) im Ausland englischsprachige Schulen besuchten. In der Zeit nach 1994, als die Hutus die Flucht ergreifen mussten, konnten diese nur in Länder wie Burundi oder den Kongo fliehen. Dort spricht man Französisch und die rückkehrenden Hutus könnten sich als Benachteiligte der Sprachumstellung sehen.
Chancen bieten sich aber viele in Ruanda. Innerhalb von drei Tagen kann man eine Firma registrieren lassen, was in den Nachbarstaaten Monate dauern kann. Das Arbeitsklima in Ruanda ist vorbildlich und die straffe Regierungsführung von Kagame ist ein Hauptgrund dafür. Die Gangart des Präsidenten garantiert Stabilität, was in anderen Ländern im Umkreis nicht geboten wird. Gegen Korruption geht er mit vorbildlichen Ansätzen vor, weiterhin funktioniert die Verwaltung des Landes tadellos und Ruandas Gesellschaft entwickelt sich hin zur Leistungsgesellschaft mit Chancen für diejenigen, die gut ausgebildet sind und Ehrgeiz an den Tag legen. Das Gemeinwohl steht aber dennoch im Vordergrund. Die meisten Ruander haben eine Krankenversicherung. Die Steuereinnahmen steigen Jahr für Jahr um circa 10%. Und während in Afrika die Armutsrate stagniert, konnte Ruanda diese von 70% auf 50% senken. Tendenz: weiter sinkend. Hauptziel der Regierung für die nächsten Jahre (bis 2020, wenn alles perfekt läuft) ist das Land vom Agrar-Stützpunkt zum High-Tech-Informationszentrum von Afrika zu katapultieren. In Kigali werden neue Funkmasten errichtet und Glasfaserkabel verlegt. Jedes kleine und noch so, global gesehen, unwichtige Dorf soll vernetzt werden. Dass die Regierung sich mit ihren Plänen nicht übernimmt, zeigt die Tatsache, dass Plastiktaschen völlig abschafft wurden und das dies dazu beigetragen hat Kigali zur saubersten Stadt Afrikas zu machen. (Plastiktueten in Ruanda seit Jahren verboten; ARD)

Geht Ruanda diesen Weg weiter, kann es sich zu einem Staat entwickeln, der als Vorbild für viele dritte Welt Länder dienen kann. Zwar kreist der Schatten Genozid immer noch über dem Land, aber die Chancen der Veränderung der Gesamtsituation stehen besser als in anderen Ländern Afrikas.


Random Notes:
- Größter industrieller Arbeitgeber in Ruanda ist eine Brauerei

- Poetischer Anstoß der Woche:
"Man wird niemals zu 100 Prozent ehrlich sein, weil man davor zu sich selbst ehrlich sein muss."

- MTN und dstv gibt es überall auf der afrikanischen Landkarte

- "Be realisitc, ask the impossible!"


Samstag, 22. Februar 2014

Bilderreihe #8: The last call from SA



7 Monate wie im Flug. Was bleibt sind Eindrücke für Jahre und Momente für die Ewigkeit. Ich möchte mich hiermit bei allen Personen bedanken, die diese wunderbare Zeit möglich gemacht, mich unterstützt haben und mit mir durch Hoch- und Tiefpunkte gegangen sind. Südafrika hat seinen Eindruck bei mir hinterlassen, aber die Menschen, die diese Zeit geprägt haben, waren perfekter als ich mir das je hätte erträumen können.

Meine Reise zieht mich nun wieder in Richtung Norden. Ruanda heißt die nächste Haltestelle. Davor gibt es aber noch die letzten Eindrücke aus der Rainbow-Nation.





Vielfältiges Südafrika:

Von Stränden,

Massentourismus

über Berge

und Täler.

Side-Note: Camping, you 're doing it wrong. Botswana Style !

Typisches Frühstück an der Bert's Bricks Primary School


Spatlo Massenproduktion



Danke an den Staff für die wunderbare Zeit


Danke an das Kinderheim und (fast ;) ) alle Kinder


Es verabschiedet sich "Mr JJ" von der besten Schule der Welt mit den besten Kindern der Welt



Random Notes:
- "Feuer ist Zivilisation."

- "Äh. Das ist das Bild auf dem ich so nen dicken Bauch hab.... kein Wunder, dass ich das nicht in einen anderen Ordner verschieben kann."

- "Wer Abschied nimmt, hat sich im Leben der Bleibenden schon einen Platz reserviert."

- Glückwunsch an Mr. Larso, der im Gewinnspiel das Losglück auf seiner Seite hatte und jetzt der neue Besitzer der Solar-Lampe ist!
 
 
- Reiche Teenager aus Botswana haben einen Hang zur Instagram Sucht und unechte Haare.
 
 
 
- Smartphone Spiel des Jahres: Quiz Duell
 
- Offizielle Anzahlregelung für Upper-Flat Partys:
 
6 Leute in einem Zimmer = Zimmerparty
5 Leute in der Küche = Küchenparty
4 Leute im Bad= Badparty
 
- "Once you follow Bafana Bafana in Soccer you need tabletts for stress."
 
- "Da sind 6 Plätze noch frei im Auto. In Afrika heißt das 10!"
 
 
 
 "Es gibt im Leben keine Perfektion. Allein auf der Suche danach muss man so viele Abtriche machen, dass man dadurch erst die wahre Perfektion erkennt."
 

 
 
"You can leave South Africa,
but South Africa never leaves your heart."