Dienstag, 3. Dezember 2013

Jahresrückblick Teil 2


Juli

Nach gut zwei Tagen Reisestrapazen-Erholungs-Zeit beginnt das Leben in Südafrika. Ohne es zu wissen komme ich direkt in den Schulferien an, was mir Zeit zur Gewöhnung an das Lebens in Afrika gibt. In den ersten zwei Wochen heißt es also - dank der Unterstützung der anderen Volontäre - pures Südafrika-Feeling genießen. Township, Pot, Pool, Pub, Party!
Am 15. dieses Monats ist es dann soweit: Schule. Das Bert's Bricks Primary School Kollegium ist nur in kleinen Fraktionen anwesend. Somit muss der Volontär das Boot schaukeln. Ins kalte Wasser geworfen, unterrichte ich mich in den ersten Wochen um Kopf und Kragen. Improvisationskünste eigne ich mir schnell an und so schlängele ich mich durch Social Science, Mathematik und Englisch Stunden. Das Ende meines ersten Monats in Südafrika ist allerdings von einem herben gesundheitlichen Breakdown gekennzeichnet. Die Flu-Week endet in einem Besuch beim Zahnarzt, der mir die Zahnwurzel notgedrungen zusammenflickt. Für die letzten drei Tage des Monats liegt unser Held erst einmal flach.


August

Der August beginnt zuckersüß, da mich das halbe Kollegium am Kinderheimkrankenbett besucht. Wieder auf dem Damm geht der Alltag in der Schule geregelter von Statten und ich finde mich öfter als Assistenz-Lehrer wieder, was mir tiefe Einblicke in das südafrikanische Schulsystem bietet. Auf der Arbeit gibt es zwar endlich Konstanz, aber im Kinderheim machen sich die Volontäre auf nach Hause. Nach knapp einem Monat hießt es Abschied nehmen von denen, die mir uneigennützig das neue Leben und den Einstieg in dieses so viel einfacher gemacht haben.
Gleichbedeutend mit der Umstellung im Kinderheim bekomme ich auch neue Aufgaben. Study-Time mit den 4-klässlern steht nun Nachmittags auf dem Programm.
Nach einer Woche ohne viel Spektakuläres kommt die Ankunft der neuen Deutschen. Wenig Legendäres passiert allerdings bis zum 29.08.2013. Dann trägt sich der unglaublichste Geburtstag aller Zeiten zu. Kuchen über Geschenke über Glückwünsche über Geburtstagssongs in vier Sprachen. Fazit: 21 und kein bisschen erwachsen ( :-D ).


September

Nach kurzer Gewöhnungszeit an mein fortgeschrittenes Alter geht der Alltag seinen Lauf. Study-Time mit Joseph und unserer High-Entertainment aber Low-Motivation Gruppe. Arbeit an der Bert's Bricks als wandelnder Kopierer und was der Dinge mehr sind. Das menschliche Highlight ist Zahnarzt Dr. Victor, der auf die Bezahlung meiner Behandlung verzichtet. Sportliches Highlight sind die südafrikanischen Meisterschaften im Cross-Country, für die sich ein Großteil unseres Schulteams qualifiziert hat. Bevor es aber in den ersten Urlaub geht muss ich mich noch mit einem Magen-Darm-Virus rumschlagen und verpasse dadurch die letzte Schulwoche vom dritten Quartal komplett.
Fast wieder genesen geht es via schwarzem Taxi Johannesburg. Das Apartheit-Museum und die Fahrrad-Tour durch das berühmteste aller Townships ("Soweto that is") hinterlassen bleibende Eindrücke. Für 4 von 10 geht es von Johannesburg weiter in Richtung Norden. Pilanesberg National Park inklusive Elefanten, Nashörnern, Löwen und (!) Leoparden. Vom wunderbaren Essen der Bakubung Lodge ganz zu schweigen. Der Heimweg nach Potch ist - wie immer in SA - vogelwild. Endlich zu Hause angekommen klingen die Ferien gechillt aus und der Urlaubs-Monat ist beendet.


Oktober

Term 4! Die gesamte Schule macht sich langsam aber sicher für die Abschlussprüfungen bereit. Der, sonst so lasche Unterricht, nimmt Fahrt auf und die Kids müssen sich echt reinhängen. Dafür werden einige aber auch belohnt und kommen entweder in den Genuss des Adrenalin-Kicks in Gold Reef City oder feiern ihren Abschlussball in Highschool-Musical Ambiente. Sowohl das Farewell-Wochenende als auch das Achterbahnfahren in der größten Mine von Johannesburg sind spektakulär. Ebenfalls in Joburg und ebenfalls spektakulär ist das Rugby Spiel SA vs. NZ. Hier kommen wir in den Genuss von Weltklasse Rugby und dem dazugehörigen Packet aus tieffliegenden Flugzeugen, afrikanischen Flüchen gegen den Schiedsrichter und dem Kriegstanz der Neuseeländer.
Der Abschluss des "Heirats-Monates" steht für mich ganz im Zeichen der Familie. Im Krüger National Park kommen wir in den Genuss der kompletten Big 5 innerhalb magisch kurzer Zeit und finden dort auch einen Platz für die Ewigkeit.


November

Eine vogelwilde Heimfahrt mit einem maßlos überfülltem einheimischen Taxi später bricht der letzte Arbeitsmonat an. Ich schreibe Klassenarbeiten am PC und versuche verzweifelt meine Bert's Bricks Kinder auf ihre Examen vorzubereiten.
Von überdurchschnittlicher Sportlichkeit gepackt schießen Jacob und ich, Mitte November, unser Team zum Sieg und aufgrund meiner "Healthy Week" genehmige ich mir danach keine Flasche importierten Erdinger sondern eine Flasche Cola.
Bei der Grade R Graduation findet das gesamte Kollegium zurück in ihre Kindheitszeiten und benimmt sich dementsprechend daneben. Die Schüler sind dem aber nicht abgeneigt und freuen sich fast genauso wie meine Schüler in der ärmsten Extension des Townships als sie plötzlichen ihren Lehrer im Bus erkennen.
Mit unserer, aufgrund von Urlaubszeiten verfrühten, Weihnachtsfeier endet auch mein Arbeitsjahr 2013 offiziell.



... still to come in December 2013 ...

- eine wahnsinnige Fahrt zum Flughafen in Joburg
- Standurlaub mit drei anderen, genauso verrückten, Hühnern
- Wiedervereinigung mit der für mich wichtigsten Person auf dem Planeten aka Beast aka Lauria aka Bro



Random Notes:
- Die magische Miesmuschel weiß ALLES !

- "Wir brauchen neue Hausregeln. Wir sind mit den alten Regeln durch."

- Glückwunsch an Sven, der zum 5000. Besucher meines Blogs geworden ist

- "This is no damage, it is characteristic!"

- "Siiiiiiiiir, looooook, pleeeaaaassssseeee, Siiiiiirrrrrrr, I'm struggeling..."

- .... das ist doch k-k-k-ko-komich

- Im Mau-Mau AKKH Turnier macht sich ein Underdog mit dem Namen "No J" auf die Herrschaft zu übernehmen

- Lied des Jahres 2013: Mamzala produced by VX

- Dienstag 03.12.2013; 15:01; 23° und Regen: "Alter, wenn des die Woche weiter so bleibt bin ich echt pissig!"

My old friend Lee,
   Had too much tea,
   So he had to pee,
   Behind the tree,
   Under the bees.

- Der Potchefstroom Rekord im Snake Xenzia auf dem Nokia 105 liegt höchstwahrscheinlich bei 4212 und wird ziemlich sicher vom Autor dieses Blogs gehalten


- Wort des Jahres: RUlk = riesen Ulk

- RUlk des Jahres: Thato bekommt einen Preis für 100% Anwesenheit ist aber bei der Verleihung abwesend

- Thato des Jahres: Tlotlo, Thato (Haus Betel)





After climbing a great hill, one only finds that there are many more hills to climb.
Nelson Mandela
 
 
 


Dienstag, 26. November 2013

Jahresrückblick Teil 1

Das rasanteste, spannendste, verrückteste, aber auch das schwerste Jahr meines Lebens geht dem Ende zu. Zeit genug also zurückzublicken auf Sternstunden, Rückschläge und Essenzen des Lebens.



Januar

Die Semesterferien gehen dem Ende zu und ich befinde mich in einem Motivations- und Selbstfindungsloch. Der Studiengang "Energiewirtschaft" bietet doch nicht das, was er bzw. was ich mir von ihm versprochen habe. Außerdem frisst mich der, im August 2012 eingehandelte, Stress von innen auf. Nach 6 Monaten Vorbereitung heißt es "medizinisch-psychologische Untersuchung", um den verbleib meines Führerscheins zu sichern. Am ersten Montag des Jahres finde ich mich beim TÜV wieder und erkläre die Hintergründe der nächtlichen Benutzung meines Fahrrads. Quälende 120 Minuten später gehen sowohl dem Verkehrspsychologen als auch mir ein Licht auf. Das Ergebnis seiner Erleuchtung erhalte ich erst Mitte Februar. Meine Erleuchtung setze ich am nächsten Tag, zu voreilig wie ich jetzt weiß, um. Exmatrikulation heißt diese! Nach nur knapp 3 Monaten kehre ich dem Studentenleben den Rücken zu und will mir einen Lebenstraum erfüllen, der mir schon seit Jahren im Kopf herumgeht. Englisch-sprachiges Ausland ist mein Traum, aber auf der anderen Seite wäre ein anderes Studium die weitaus einfachere Lösung. Am Ende des ersten Monates des Jahres bleibt Vieles offen.


Februar

Die Planung für diesen Monat besteht darin eine Volontär-Stelle klarzumachen, nachdem ich mich gegen ein neues Studium entschieden habe. Was damit untrennbar zusammenhängt ist eine Arbeitsstelle, da mich die ganze Fahrradgeschichte eine Unmenge an Geld gekostet hat. Was mir allerdings auf der Suche nach "schnellem" Geld nicht klar war ist, dass man als ungelernter Abiturient mit abgebrochenem Kurzstudium keine wirkliche Chance auf etwas hat, das Spaß macht. Nach einigen Vorstellungsgesprächen in den verschiedensten Wirtschaftssektoren - Gastronomie, Import-Export, Einzieher - muss ich dann doch meine Erwartungen drosseln und der Zeitarbeit hingeben.
Die Parallelgeschichte des Februars schreibt die deutsche Bürokratie, die mich hart in die Mangel nimmt. Die 16-seitige (!) MPU-Analyse bietet mir und der Staatsgewalt Eindrücke in mein Seelenleben, entlastet mich aber nicht stark genug, um mich völlig frei zu sprechen. Somit finde ich mich in einem "Aufbau-Seminar für im Straßenverkehr Auffällige" wieder. Kurz gesagt: Eine Selbsthilfe-Gruppe für "Trunkenheit am Steuer" Straftäter. Im Gruppenvergleich fällt meine Story noch lächerlicher aus als zuvor. Das Fazit am Ende des Kurses bleibt somit auch relativ unspektakulär: Teilnehmerzertifikat bekommt jeder, meine Probezeit wird um 2 Jahre verlängert...mehr dann auch nicht.
Das einzige (positive) Highlight des Monats ist das sportliche Familiengebeaste beim 2er-Mannschafts Turnier in Laichingen. Das unvergleichbare Brüder-Doppel stampft die Gegner sowohl sportlich als auch mental in den Boden. Nur im Finale scheitern die Beast-Geschwister an viel zu routinierten Legendenspielern.


März

Im März beginnt der Arbeitsalltag als ungelernter, unqualifizierter mach-mal-Irgendwas-Arbeiter. Erster Arbeitsplatz ist die Universitätsklinik-Ulm. Über 2 Wochen versuche ich mich als Heizungsbauer in luftigen Höhen. Montage und Demontage heißt das Stichwort. Überrascht bin ich, wie viel auf dem Bau, aufgrund von Fehlern in der Berechnung der Bauleitung, improvisiert werden muss. Den traurigen Helden, die seit Jahrzenten in alter Glaswolle hantieren, gebührt großes Lob. Jungs, ihr macht euren Job tadellos, auch wenn es keiner weiß.
Am Ende des Monats wird es wieder sportlich. Beim Beko-BBL TOP 4 in der Berliner O²-Arena ziehen die Ulmer Basketballer ins Finale ein. Nach einer ausgeglichener ersten Halbzeit, feuert der Gastgeber aus Berlin allerdings ein Offensiv-Feuerwerk ab und ausgerechnet Heiko Schaffartzik beendet mit der Schlusssirene des 3. Viertels die Titelträume unseres Teams.
Dennoch bleibt bei unserem Familien-Männer-Trip nur Positives hängen, außer das obligatorische Navigationsproblem, was es aber bis jetzt in jedem Urlaub gegeben hat.


April

Der April steht voll im Zeichen des schwäbischen Sprichwortes "schaffa schaffa Häusle baua". Zwar baue ich nur indirekt Häuser, aber die Arbeitszeiten haben es doch in sich. Zusammen mit ostdeutschen Elektrikern, rumänischen Gastarbeitern und österreichischen Deckenbauern arbeite ich hinter unzähligen Sicherheitsgates im Bundeswehrstützpunkt Laupheim an einer Großküche/Soldatenkantine. Meine einzige Erkenntnis nach 10-11 Stunden Arbeit am Tag ist, dass meine Entscheidung nicht zur Bundeswehr zu gehen komplett richtig war. Lieber 11 Stunden auf einer Leiter als eine Stunde unter Oberfeldwebel Karsten Müller.
Ende des Monats werde ich zu HKL verfrachtet. Der Aufgabenbereich, eigentlich für einen Profi-Kfz Mechaniker gedacht, umfasst das Hegen und Pflegen von Radladern, Baggern und was der Baumaschinen mehr sind. Als Reparateur war ich natürlich völlig ungeeignet, aber ich konnte mir den Lebenstraum "Bagger fahren" täglich aufs Neue erfüllen.


Mai

Im Mai nichts Neues. Bagger putzen, rumfahren, abstellen, tanken ... . Am Ende meiner 5 Wochen bei HKL muss ich sagen, dass dieser Job mir mit Abstand am meisten Spaß gemacht hat und mir weiterhin einen schönen Überblick in die Sphären der Vermietung von Baumaschinen gebracht hat. Apropos Blick: Mein nächster Job bringt mir sprichwörtlich den Durchblick, da ich am BWK Ulm Glasfassaden anbringe. Nie wurde mir die Tragkraft einer Fensterscheibe so bewusst. 140 Kilo wiegen die 2x3 Meter Scheiben und müssen irgendwie in ihre Halterung gebracht werden. Wieder werde ich eingeweiht in die Künste der Improvisation, von den Vor- und Nachteilen richtigen Werkzeuges ganz zu schweigen.
Am Ende meiner Zeit als Zeitarbeiter einer Zeitarbeitsfirma bekomme ich dann doch noch einmal Zeit zu einer anderen Tageszeit zeitig zur Arbeit zu erscheinen. Allerdings hat mein Ausflug in die Nachtschicht nur die Dauer eines Tages. Enttäuscht, dass meine unglaublich effiziente Biorhythmus-Umstellung nicht genug gewürdigt wird, kündige ich. Fazit: Bis auf ein paar Kratzer und Prellungen bleib meine knapp 3-monatige Arbeitszeit von großem Unglück verschont.
Meine Afrika-Planungen sind derweil komplettiert und Ende Juli geht es nach Potchefstroom. Somit widme ich meinen letzten Monat in Deutschland dem Abschied.


Juni

Dass unsere Familie allerdings innerhalb von einer Woche von zwei inspirierenden Personen für alle Zeiten Abschied nehmen muss, ist für meinen letzten Monat in Deutschland ein harter Stimmungsdämpfer. Nachdem die "schwarze Woche" verkraftet ist verbringe ich viel Zeit mit denen, die mir wichtig sind. Zahlreiche Abschiedsfeiern und tolle Momentaufnahmen später ist mein Visum plötzlich in der Post und ich bin am Flughafen in München. Allen Widerrufen und Tiefpunkten zum trotz usher ich in einen neuen Lebensabschnitt. Der Flug ist unspektakulär und bietet, bis auf den eigenwilligen Musikgeschmack der Egypt Airways, keine neuen Erkenntnisse. Gepäck grundsolide geschnappt und mit dem Pass punktgenau den Schalter passiert.
Mein Taxi-Fahrer Thomas (in First Impressions noch als poor man's Asafa Powell bezeichnet) bringt mich nach Potch. Fast exakt zum Halbjahresende 2013 beginnt mein neuer Lebensabschnitt.



Random Notes:
- Zitate vom Bau:
    "Hätt' ich Abitur, wär' ich ja sofort Rechtsanwalt geword'n."
    "Warum gehsch du nach Afrika? Stehsch auf schwarze Weiber, oder so?"
    "Ich geh' immer in Urlaub nach Thailand. Das is' wahrer Männer Urlaub!"

- #beastblood

- 10.01.2013: Von Langeweile getrieben stelle ich im Darts-Spiel Shanghai einen (bis dato) unerreichten Haus-Rekord auf. Unter anderem dank 2 Treffern im Tripple 16 Segment stehen am Ende 636 Punkte auf meiner Haben-Seite

- Zitate vom Nicht-Bau:
    "Ich bin 'n Biest!"   "Du bisch 'n Dieb!"
    "Fanta sind Asiaten, die mag' ich nich'."
    "Heut' hab ich Battierblood!"

- Alle Mannschaften des SSV Ulm Tischtennis halten die Liga. Props dafür!

- Lupe Fiasco - Out of my head feat. Trey Songz

- Die beste Sport-DVD des Jahres bring Mo (writer des SSV Ulm 1846 Fischtennis  Blogs) heraus, indem er einfach ein paar Lappen beim Sport filmt und das in Steven Spielberg Manier zusammenschneidet



Life is without meaning. You bring the meaning to it. The meaning of life is whatever you ascribe it to be. Being alive is the meaning.



Samstag, 16. November 2013

Bilderreihe #7




Die Random Notes der Bilderreihen. Familien-Ausflug zum Krügerpark (inklusive Instand Big-5 innerhalb von 3 Stunden), Abschlussball der 7. und Vorschul-Klasse, erschreckend schöne Eindrücke von der Löwenfarm und was der sonstigen Bilder mehr sind.





Photo-Bomb eines Zebras


... und somit sind die 2013 Big Five dann auch komplett: der Büffel

Giraffen ganz ganz nah

Benjamin Blümchen got nuthin'



Szenen-Wechsel: Abschlussball 7th Grader


Township-Playboys,

in wunderschönem Ambiente

Szenenwechsel 2: Abschlussball Vorschule, wo die Staff-Member

... deutlich mehr Spaß mit den Verkleidungen hatten als die Kids

Leider ging deswegen auch ein Strafzettel an das Kollegium

Szenenwechsel 3: Der Autor instagram-t mit  Löwenbaby

In der Löwenfarm treffen wahre Biester aufeinander

Mr. Ed gehört leider nicht dazu



Der König der Tiere im Käfig


Schulalltag mit verrückten Kindern (links: Thato; rechts: Shaun)

... und mental fordernder Arbeit

Bonus-Bilder:


Ein Christ-Baum,

der sich loben lässt.


Random Notes:
- Vegetarian: old Sioux Indian Word for lousy Hunter

- Es gibt Dinge, die man nicht erklären kann

- "Lassen Sie uns also die kleinen Anzeichen nicht unterschätzen; vielleicht gelingt es, von ihnen aus Größerem auf die Spur zu kommen." (Sigmund Freud: Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, Seite 23)

- MEGA-Shoutout an Lucas, der unserem so schon überwältigenden Weihnachtsbaum eine übergeile Lichterkette zugesteuert hat

- Mann, isch des 'n scheener Krischtbaum!

- Spruch der letzten Wochen von oben abgebildeten Shaun: "Sir, I don't like People who 're guessing!"

- "One tree makes no forest."

- "The other guys are losers, either by birth or by choice!"

- "Be realistic, ask the impossible."

- Auf die Gefahr hin, dass Lars der meist genannte Name in meinem Blog ist:
Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie Marie





Donnerstag, 24. Oktober 2013

Alltags-Wahnsinn



Einige der folgenden Handlungen begaben sich nach einer wahren Begebenheit. Bei anderen hat das lyrische Ich vielleicht ein bisschen maßlos übertrieben und Unwahrheiten verbreitet.




Das Bühnenbild zeigt ein Zimmer mit hoher Decke, spartanisch eingerichtet mit Bett und viel zu kleinem Schrank, zwei Nachttischen und einem hoffnungslos in die Ecke gestellten Schreibtisch mit allerlei Krims-Krams.


5:52 Uhr: Der Wecker meines Handys fängt an unbarmherzig zu dudeln. Snooze-Button!

5:57 Uhr: Der Wecker meines Desire HD fängt an unnachgiebig zu dudeln. Snooze-Button!

6:02 Uhr: Die Weckfunktion meines Desire HD fängt an, viel zu unbarmherzig zu dudeln. Snooze-Button!

6:07 Uhr: Die Weckfunktion meines Desire HD gibt immer noch nicht nach. SNOOZE-BUTTON!

6:12 Uhr: Die Weckfunktion ... ich schalte den Wecker aus und drehe mich wieder um.

6:15 Uhr: Flieger-Alarm! Die Russen ... oder doch Chinesen? Verrückt gewordene Iraner, Nordkoreaner. Verzweifelt suche ich in meinem Bunker nach Kameraden. ALLE WEG! Wer ruft denn um diese Uhrzeit zum Apell?
Es ist das Kinderheim, welches all seine Bewohner daran erinnert, dass die erste Fuhre an Schülern sich jetzt zum Gate bewegen sollte.

6:16 Uhr: PANIK! Ich bin zu spät! Wie einst Michael Jordan fliege ich aus meinem Bett in Richtung Tür. Renne den Flur hinunter, rutsche auf einer, von gestern Abend liegen gebliebenen Seifenblasendose aus und gehe hart zu Boden. Verwirrung und Angst stehen mir ins Gesicht geschrieben.

6:17 Uhr: Lucas schließt die Bad-Türe ab. Zu spät gekommen, versagt, die erste Niederlage des Tages eingesteckt... und warum zum Henker liegt hier eine Seifenblasendose auf dem Boden. Die Stimmung ist am Tiefpunkt.

6:18 Uhr: (in der Küche) Leicht angefressen suche ich minutenlang nach einem Löffel. In der semi-gut aufgeräumten Küche kann ich keinen finden und begnüge mich mit einem Kochlöffel um mein Müsli zu frangeln.

6:25 Uhr: Das Müsli ist verspeist und in Mitbewohner des Monats Manier spüle ich sofort nach dem Essen mein Geschirr ab.

6:27 Uhr: (auf dem Flur) Ich führe mit der Türklinke eine Grundsatz-Pro-Contra-Diskussion über zu langes Duschen.

6:28 Uhr: Einer meiner vier Mitbewohner kommt grinsend aus dem Bad und überlässt mir den Raum. Zum Duschen bleibt keine Zeit, somit gibt es Katzenwäsche.

6:31 Uhr: (Großküche des Kinderheims) Voll bepackt mit Tupper-Boxen stehe ich in der Küche und muss mir das Geheule vom Frühschicht-Arbeiter anhören. Er sei so müde, sagt er. Er will schlafen, sagt er. Er hat keine Vorstellung was wir die letzten beiden Nächte getrieben haben. Ich nicke das Gejammer ab. Nichts wie weg!

6:33 Uhr: Ich gerate in einen, von langer Hand geplanten, Hinterhalt und 4 Kinder stürzen aus einem Gebüsch auf mich zu. Sie entwenden meine Laptop-Tasche. Ein Kind bleibt an mir hängen, um mir die Verfolgung der anderen unmöglich zu machen.

6:35 Uhr: Meine Tasche habe ich zurück, aber das morgendliche Workout bestehend aus Kinder hin und her tragen, hochheben und jagen, bleibt mir nicht erspart. Wie schaffen es die anderen Freiwilligen nur um 4:40 Uhr aufzustehen und die Kinder schulfertig zu machen, frage ich mich.

6:36 Uhr: Die Antwort auf die Frage? Doro steht sinnbildlich dafür. Sie steht mit geschlossenen Augen auf dem Parkplatz und blendet jeglichen Lärm einfach aus. Lauritz für seinen Teil sitzt auf dem Boden und starrt ins Nichts, während J.L. verzweifelt versucht das traurigste Kind des Kinderheims aufzumuntern.

6:45 Uhr: Lukas rennt, mit für diese Uhrzeit bemerkenswertem Elan, an uns vorbei und bekommt gerade noch so seinen Bus zur President Pretorius School.

6:52 Uhr: Der Bert's Bricks Bus kommt viel zu früh und auch ich muss meine Kids in Richtung Bus scheuchen.

6:53 Uhr: (im Bus) Das Wrestling Match ist schon in vollem Gange, als ich mich schleppend dem Bus nähere. Der Fahrer ist am Heulen und die 1-4 Grader prügeln sich mit Mike Tyson Gedächtnis Schwingern. Ich versuche der Situation irgendwie Herr zu werden. Auf dem Weg zu Verbesserung der allgemeinen Situation muss auch ich zwei Aufwärtshacken einstrecken.

6:57 Uhr: Der Busfahrer ist mit Taschentüchern versorgt, die Kinder in der dritten Runde K.O. gegangen und die 3.5 km Busfahrt kann endlich angetreten werden.

7:31 Uhr: Nach all der Hektik und dem Stress beginnt nun mein eigentlicher Arbeitstag. Beim allmorgendlichen Staff-Meeting meint der Principal, dass 24 Schwerverbrecher aus dem Gefängnis von Klerksdorp ausgebrochen sind. Anstatt sich Sorgen zu machen bricht im Lehrerzimmer allgemeines Gelächter aus.

7:35 Uhr: Meine erste Amtshandlung an diesem Tag besteht darin das Morgen-Gebet zu sprechen. Dass ich des Afrikaans nicht mächtig bin, ist der Lehrerschaft egal. Heutiges Thema behandelt die Nächstenliebe. Allerdings kann ich meine Ernsthaftigkeit nicht behalten und pruste durchs Zimmer. Ich werde von gesamten Kollegium als gottloser Heide bezeichnet. Super Einstand in den Tag.

7:55 Uhr: (im General Office) Endlich Ruhe, denke ich mir und versuche zu entspannen. Falsch gedacht! Eine Kollegin überfällt mich mit einer sehr dringenden Bitte. Ich solle doch kurz diesen kleinen Text abtippen. Nichts leichter als das ... verblendet stimme ich zu.

7:59 Uhr: Der "kleine" Text entpuppt sich als Referat für die nächste Lehrer-Fortbildung. 23 Seiten schwer und alles in Setswana, mit einer Handschrift, die mich an meine Vorschulzeit erinnert.

9:45 Uhr: Die Finger schmerzen, die Augen brennen und mein neu gekauftes Trikot ist voll mit Druckertinte. Der Kopierer, den ich versucht habe in den letzten 45 Minuten zu reparieren, funktioniert nun wieder einigermaßen, hat aber seine Innereien auf mich ausgespuckt. Der Text des Referats ist leider auch nur halbfertig, weil mein unfassbar schneller und zuverlässiger Windows XP PC kurz vor Vollendung abgestürzt ist.

9:48 Uhr: Orangen... überall Orangen! Eine trifft mich am Knie... ich komme ins Straucheln. Ein weiteres unbekanntes orangenes Flugobjekt trifft mich an der Schläfe. Der gesamte Himmel leuchtet orange. Ich raffe mich auf und renne schneller als zuvor. Das Lehrerzimmer naht! Behände weiche ich weiteren Geschossen aus und rette mich mit einer Tigerrolle ins gelobte Land. Was die Kids so wütend gemacht hat, dass sie ausgerechnet mich mit ihrem Essen beworfen haben ist mir schleierhaft. Verwundert streiche ich mein Neuseeland Trikot glatt.

10:09 Uhr: Nachdem ich aus dem Fenster des Lehrerzimmers gejamesbonded und zurück in mein Office geschlichen bin, ist das Setswana Dokument endlich fertig. Leider will mein Drucker nicht drucken, also ziehe ich das Dokument auf meinen Stick und mache mich auf zum Office des Principals. Dieser ist nicht wirklich begeistert über mein Vorhaben.

10:31 Uhr: (Principal Office) Nach mehr als 20 Minuten Debattierclub über Sicherheit von Daten und Viren auf dem Computer darf ich endlich an den PC des Chefs. Allerdgins schaut dieser mir die gesamte Zeit über die Schulter und natürlich - wie sollte es auch sein - geht alles schief. Mein USB Stick ist vom alten XP Computer so mit Viren verseucht, dass nun auch der Ordinateur vom Principal kurzzeitig das Zeitliche segnet und alle Daten des gestrigen Elternabends löscht.

10:46 Uhr: (General Office) Ich sitze wieder vor meiner Flimmerkiste. Die Augen noch leicht feucht vom Einlauf, den mir der Principal gerade verpasst hat. Das Resümee des Tadels: Druckverbot im PO, die nächsten drei Elternabende muss ich als Schriftführer dienen, auf den Abschlussball der 7. Klasse muss ich auch verzichten und die 2 Tage Urlaub im Januar stehen jetzt auch zur Debatte.

11:10 Uhr: Jetzt lege ich Hack-Ordnungs-Verhalten an den Tag und mache den Toshiba Mitarbeiter zur Schnecke, weil dieser behauptet, dass mit dem Kopierer alles in Ordnung sei. Ich erkläre ihm in barschem Tonfall, dass er mit dieser Arbeitseinstellung in einer globalisierten Welt keine Chance auf geregeltes Einkommen haben wird.

11:12 Uhr: (P.O.) Was ich nicht wusste war, dass der Kopier-Experte der Freund vom Principal war. Somit hat sich der Januar Urlaub auch erledigt.

11:55 Uhr: Ein Kind aus der ersten Klasse, bezeichnenderweise auch bei uns im Kinderheim untergebracht, beleidigt seine Lehrerin und rennt dann aus dem Schulgelände in Richtung Kinderheim. Ich natürlich sofort hinterher, hoffend, dass ich so die Fehler vom Vormittag ausmerzen kann.

12:04 Uhr: Verschwitzt, verkratzt und verletzt stehe ich im Klassenzimmer der 1 A. Das Kind, Thabo, ist wieder an seinem Platz. Mir läuft der Sabber die Stirn runter, meine Arme sind von Thabos Starrsinn ganz rot und mein rechter Fuß schmerzt, weil ein tückisches südafrikanisches Schlagloch meine Bänder strapaziert hat.

12:58 Uhr: Könntest du noch kurz dies und ganz schnell noch das... Ich versinke in Arbeitsblättern und Briefen, die morgen Früh alle raus müssen. Chaos herrscht im General Office, weil sich dort plötzlich Lehrer tummeln, die ich noch nie zuvor gesehen habe.

13:20 Uhr: Fertig! Wie ich das hinbekommen habe? Keine Ahnung.

13:21 Uhr: Rückschlag! Beide Taxen von der Schule zum Kinderheim sind weg. Ich muss wohl oder übel die 3,5 km laufen. Auch nicht schlecht eigentlich, weil es ist gutes Wetter und ich habe endlich meine Ruhe.

13:23 Uhr: Ein Auto hält neben mir und ein älteres Ehepaar zerrt mich förmlich in ihre Luxus-Karre.
Sie fragen mich wo ich herkomme, was ich arbeite, wo ich lebe. Wahrheitsgetreu beantworte ich die Fragen.

13:26 Uhr: Schlechte Stimmung im Auto. Die Eheleute entpuppen sich als Verächter der schwarzen Bevölkerung und Vollzeit Rassisten. Sie verachten alles, für was ich stehe und schmeißen mich in hohem Bogen an der nächsten Kreuzung raus.

13:45 Uhr: (Zimmer mit hoher Decke, spartanisch eingerichtet) Endlich daheim! Ich freue mich riesig auf das Essen. Aber weit gefehlt, die Tupper-Boxen sind gefüllt mit den Resten von gestern und vorgestern zusammen mit roter Beete.

14:45 Uhr: Ruppig werde ich aus meinem Mittagsschlaf gerissen. Flieger-Alarm! Die Russen ... oder doch Chinesen? Verrückt gewordene Iraner, Nordkoreaner. Verzweifelt suche ich in meinem Bunker nach Kameraden. ALLE WEG! Wer ruft den um diese Uhrzeit zum Apell?
Es ist das Kinderheim, welches alle seine Bewohner daran, erinnert, dass jetzt die Study-Time beginnt.

14:59 Uhr: Joseph brüllt mir ins Ohr: "Study-Timeeeeeee BROOOOOOOO!" Jetzt bin ich wirklich wach.

15:02 Uhr: Wir sind in der Study-Time, im richtigen Zimmer, zur richtigen Zeit, aber die Kids nicht. Das rote Telefon an der Wand klingelt. Wir wechseln verwunderte Blicke. Joseph nimmt ab.

15:05 Uhr: (Gruppenraum Haus Samuel) Über die, im Zimmer installierte Kamera, konnte das Office erkennen, dass wir kinderlos sind und deswegen gibt es schon wieder von einer Obrigkeit Ärger.

16:30 Uhr: Nach einem ersten Gespräch mit der Bildungszuständigen vom Kinderheim, der Suche nach den Kindern, Rechenaufgaben und afrikanischen Geschichten ist die Studierzeit beendet.

17:00 Uhr: Freiheit! Ich mache mich auf zum Joggen ums Kinderheimgelände und die nahe gelegenen Farmen.

17:23 Uhr: (irgendwo im nirgendwo) Die Motivation erreicht den Tiefpunkt. Ich bin - mal wieder - viel zu schnell gestartet, kann meinem Ego aber nicht klarmachen, dass man(n) auch langsamer laufen kann.

17:24 Uhr: Plötzlich habe ich Top-Speed!!! 4 - 10 hungrige, behinderte, verrückte Mongo-Hunde haben die Verfolgung aufgenommen.

17:25 Uhr: Usain Bolt feuert mich vom Straßenrand an und ich hänge die Brut ab.

17:51 Uhr: (im Bad) Die Dusche, die ich mir nach diesem Tag eigentlich verdient hätte, verweigert den Dienst. Tröpfchen für Tröpfchen geht es langsam voran.

18:02 Uhr: (im Flur) Mehr oder minder zufrieden mit dem Endergebnis meiner Säuberung, stehe ich vor dem Kühlschrank.

18:29 Uhr: Meine Instand-Nudeln waren der reinste Gaumenschmaus.

19:45 Uhr: Ich stelle einen weiter unnötigen Blog-Eintrag online.

21:32 Uhr: Taxi-Fahrer George steht bereit, um uns einen weiteren legendären Abend zu bescheren.

21:36 Uhr: Das Taxi ist zu überfüllt und hat Probleme die Brücke hochzukommen.

21:39 Uhr: Die nächsten Stunden sind mir entfallen...

02:00 Uhr: Anscheinend war es legendär... ich glaub das jetzt mal.

02:30 Uhr: Nach Geld-Debatten mit dem Taxi-Fahrer und sonstigem Blödsinn falle ich wie ein Stein in mein Bett.

02:31 Uhr: Schlafen ist unmöglich, da die Toiletten-Spülung mal wieder viel zu laut ist.

02:59 Uhr: Ich beende diesen Blog-Eintrag und schlafe ein.


5:52 Uhr: Der Wecker meines Handys fängt an unbarmherzig zu dudeln. Snooze-Button!

                            . ..here we go again.. .



Random Notes:
- Großes Danke an den Blog von Jakob für die Inspiration

- Fußball-Weisheit der Woche: "Mesut Özil hat mehr Weitwinkel als eine GoPro!"

- Dieses Zitat ist von Lars, aber ich weigere mich ihn als Quelle anzugeben

- Setswana-Lektion #1: "Go diragatsa puo e sa ipaakanyediwang go ka go dira gore o tlhakatlhakanye dilo" - Eine nicht vorbereitete Rede zu halten, kann Verwirrung hervorrufen

- Grits - My Life Be Like (Ooh-Aah)

- Indisches Proverb des Monats: "The man who has mounted an elephant will not fear the bark of a dog."



Mittwoch, 16. Oktober 2013

Rugby 'n' Roller Coasters




„GOOOONNNNGGAAAAAahahaahhhhHHUUUUIIIIII!“


Dieser Neologismus ist für mich persönlich die am besten zutreffende Beschreibung vom Freizeitpark-Freitag. 63 Schüler der Bert's Bricks konnten ihren Eltern genug Geld abknöpfen und den Trip am 11.10.2013 bezahlen. Für alle anderen zeigten die persönliche Lebenssituation und damit verbunden die südafrikanische Währung ihr böses Gesicht. Traurig, dass es für einen Großteil der Schüler ein Problem darstellt ungerechnet 15 Euro für diesen Ausflug aufzutreiben. Ein kleiner Wermutstropfen zwar, aber manchmal muss man Dinge im Leben einfach akzeptieren.

Leicht verspätet, wie immer in dieser Gegend der Welt, ging es die N12 runter nach Gauteng. Kurz vor Johannesburg liegt in einer ehemaligen Mine der Themenpark Gold Reef City. Angelegt an die Geschichte der Stadt sind die meisten Attraktionen im Areal den Minenarbeitern und ihrer Lebenssituation gewidmet. Bezeichnend auch der Name einer der Attraktionen „Miner's Revenge“. Dazu später mehr.

Zu Beginn unseres Aufenthaltes versuchten die Lehrer verzweifelt die Gruppendynamik zu erhalten und alle Kinder in einem Pulk durch den Park zu manövrieren. Bei über fünf Dutzenden von Kindern ist das allerdings genau so unmöglich, wie die amerikanische Schuldengrenze sinnvoll mit Republikanern zu verhandeln. Somit splittete sich nach zwei Attraktionen die Gruppe auf und meine Wenigkeit verblieb mit (!) einem Kind, welches ich noch nie gesehen geschweige denn unterrichtet hatte. Allerdings teilte mein Unbekannter Begleiter aus der dritten Klasse meine Affinität für Adrenalin. Somit ging es dann One-on-one zu jedem Looping, jedem Kreisel und was der Fahrgeschäfte mehr sind. Auch im eher multikulturell angelegten Freizeitpark zeigte sich, dass das südafrikanische Lebensgefühl einfach entspannter ist als in Europa. In der so schon kurzen Schlange, kam es zu keinem Stress wegen Wartezeiten oder zu Sitzplatz-Streitereien. 3 Stunden und 6 verschiedene Achterbahnfahrten später ging es zum Abschluss zur vorher schon angedeuteten „Abrechnung des Minenarbeiters“. Die Doppelarm-Wasser-Achterbahn gab mir und meinem kleinen Freund den Rest und hinterließ uns nass bis auf die Socken. (Beispiel-Video) Im wahrsten Sinne des Wortes bedient ging es, die Kleider voll mit blauem Gold, zurück zum Bus. Dort wurde ich von den anderen Lehrern als wahnsinnig abgestempelt, was ich in diesem Moment allerdings als Kompliment ansah.

Fun-Faktor: 10/10


Schon am 05. Oktober ging es zu einem ganz anderen legendären Ereignis. Alle Freiwilligen durften das Spiel der Spiele im Rugby: „Südafrika vs. Neuseeland“ miterleben. Nach der Hinspiel-pleite ging es für Südafrika im Rückspiel des Finales der „Rugby Championship“ um alles. Folglich war die Stimmung im fast ausverkauften Ellis Park Stadium großartig. Die Gastgeber ließen sich auch nicht lumpen und organisierten ein Passagierflugzeug, welches im Tiefflug zwei Mal das Stadion passierte. Gänsehaut pur! Wieder Skin Crawl-Altert gab es dann vor Anpfiff. Der Haka Dance der Neuseeländer und die südafrikanische Nationalhymne schufen die perfekte emotionale Ausgangssituation für mein erstes Rugby Spiel im Stadion. Der Spielverlauf entsprach zwar kaum der Meinung der Experten, was uns Nicht-Rugby-Fanatikern allerdings zu Gute kam. Es wurde schlicht und einfach keine Defensive gespielt und die Punkte purzelten in einem Fluss auf die Anzeigetafel. Trie nach Trie ging es in der ersten Halbzeit hin und her. Mit einem 15-21 gegen die Hausherren mussten sich die 63,888 Zuschauer nach der ersten Hälfte zufrieden geben. Wir verbrachten die Halbzeit mit der „Verschönerung“ unserer Visagen durch Fingerfarben. (Ob ich Bilder davon poste muss ich noch mit der deutschen Botschaft abklären.)

Hinein also in den zweiten Spielabschnitt, in dem die Neuseeländer den längeren Atem und ihre wieder gefundene Defensivleistung zur Schau stellten konnten. Liam Messam, Flanker der All Blacks, wurde mit zwei Scores zum Matchwinner und Neuseeland holte sich den Cup mit einem – am Ende vielleicht zu deutlichen – 38-27. Dennoch war es ein Abend, der auf sportlicher Entertainment Level Ebene nicht so schnell getoppt werden kann. Allerdings gibt es nur 9/10 auf der Fun-Faktor-Messlatte, weil das Endresultat des Spiels ein, wenn auch nur winziger, Wermutstropfen bleibt. Somit:

Fun-Faktor: 9/10


Random Notes:
- Zitat der Woche: „Ein Mann friert nicht, er zittert nur vor Wut, dass es nicht kälter ist!“

- Nach Langzeitstudie der Kinderheim Abläufe und deren Strukturen, sind wir endlich zu einem eindeutigen Ergebnis bezüglich der wirtschaftlichen Einordnung unseres Umfeldes gelangt. Wir befinden uns in einer Planwirtschaft mit diktatorischen Grundzügen.  

- Vom Sport- und Schlankheitswahn gepackt und völlig über-motiviert ist Emely beim Joggen umgeknickt. Gute Besserung wünscht der Autor dieses Blogs.

- Unerwartete Finesse am Herd bewies MJ. Aus dem Nichts zauberte mir meine neue Lieblingsköchin Instand-Nudeln aus dem Lehrbuch mit- unglaublich aber wahr - frischen Zutaten.

- YOS-TO (you only study-time once)


Mittwoch, 9. Oktober 2013

Bilderreihe #6






Die zweite Bilderreihe vom Urlaub mit Fotos rund um den Pilanesberg.
 
Luxus-Lodge, Swimming Pool mit Salzwasser und Ausblick auf ein Wasserloch, große Katzen, Schlachten am Buffet und Eis mit Pfefferminz-Geschmack. 
 
 
 
 
Blick von der Rezeption auf den Pilanesberg inklusive künstlich angelegtes Wasserloch

Bakubung -Doppelzimmer -Beispiel -Bild


... schon schön so !
  
Rhinos @ night



Szenen am Wasserloch
 
 
 
Elefanten-Family
 
Das fehlende Puzzle-Teil:

der Leopard


Die Könige der Savanne



und als krönender Abschluss: EIS !


Random Notes:
- Zitat des Schuljahres 2009/2010: "Also ich glaub, dass dein Vater das Kindergeld nötig hat und du deswegen in der Schule bist, David!"

- Nach 285,3 Minuten Torflaute konnte ich endlich den Bann brechen. Allerdings ging nach meinem Balotelli-Jubel das Spiel in den letzten 10 Minuten den Bach runter und wir mussten eine herbe Niederlage einstecken

- Die 10 Kinderheim-Gebote:
          1. Du sollst keine anderen Offices neben dem Office haben
          2. Du sollst den Namen des Office nicht missbrauchen
          3. Du sollst die Arbeitszeiten des Office heiligen
          4. Du sollst die Tannies und die Maniere ehren
          5. Du sollst keine Kinderheimkinder töten
          6. Du sollst keine anderen Häuser besuchen
          7. Du sollst nicht im Office stehlen
          8. Du sollst nichts Falsches über das Office sagen
          9. Du sollst nicht den Job des Offices begehren
          10. Du sollst nicht das WiFi des Office begehren
(huge props @ Lars)



 

Montag, 30. September 2013

Bilderreihe #5





In Bilderreihe #5 gibt es einige Fotos vom Trip nach Johannesburg.

Mit dem Fahrrad durch Soweto, Skyline von Joburg, und mehr. Krönender Abschluss natürlich die Pizza-Variationen des Jahres.





Pool im Backpacker, Randburg

Impressionen vom Accoustics 
Rustikal, aber gut
 
Soccer City, Johannesburg

Skyline der Stadt des Goldes

Apartheid is exactly where it belongs - in a museum
 
 

Soweto, West Orlando

Mit dem Fahrrad durch das Township

Hector Pieterson Memorial
 
Haus vom Chef
Lekker !
 
 
Random Notes:
- Auf meinem Weg zum Schach-Meister wurde ich vom CPU Level 25 skrupellos in die Schranken gewiesen.
 
- Die Meal Box "Red Curry Chicken with Jasmine Rice" vom Spar sticht alle bisherigen instant Gerichte aus.
 
- Bilderreihe #6 inklusive Bilder vom Game Drive folgen je nach WLAN Verfügbarkeit
 
- Lars Blog, dem ich eigentlich an dieser Stelle ein Shoutout geben wollte, ist zu inaktuell um ihn zu supporten.
 
- Am 27.09. und 28.09 bekam mein Blog plötzlich Besuch aus Indonesien. 200 zufällige Besucher zählte mein Statistik-Counter. Warum? Wieso? Weshalb? Ich weiß es nicht!
 
- Zitat des Tages: "Nein! Ich weiß nix ... ich ... ähhh..."
 
 
 
 

Samstag, 28. September 2013

Vacation Time Pt. 2 Nationalpark Pilanesberg


Dienstag 24.09.

Für die erste Überraschung sorgte unser Busfahrer am Dienstag um exakt 10:45 Uhr. Er war, ungewöhnlicher Weise für diesen Teil der Welt, 15 Minuten zu früh am Treffpunkt. Die Bakubung Bush Lodge bietet nämlich einen Shuttel-Service von Joburg zum Pilanesberg an. Nach 2,5 Stunden im schlecht gelüfteten Minibus kamen wir in sinnbildlichen Himmel an. Der angebotene Luxus war mit dem Packpacker unmöglich zu vergleichen. Die Bush Lodge, um ein künstliches Wasserloch gebaut, bot nicht nur einen Tennis-Platz mit Flutlicht sondern auch Pool, Cocktailbars, Buffet am Morgen und am Abend und pro Übernachtung einen "Game Drive" inklusive an. Nach gediegenem Chillen am hauseigenen Pool entschlossen Lucas aka Jesse Huta Galung und JJ alias Kenny de Schepper ihre verlorenen Tennis-Künste wieder zu entdecken. Allerdings waren Luftfeuchtigkeit, schlechte Lichtverhältnisse, Platzfehler, ungenügend bespannte Schläger und abgespielte Bälle Grund für eher niederklassiges Tennis. Ausgepowert und vor allem ausgehungert ging es zum Buffet, um dort alle Hüllen der guten Erziehung fallen zu lassen. Doppelte Vorspeise, zwei Mal Hauptgang und zu guter Letzt Nachtisch in doppelter Ausführung waren das Resultat. Mit unseren Bäuchlein rund gefüllt rollten wir zurück in Richtung Zimmer. Die Vorzüge von 7 verschiedenen TV-Sportsendern erleichterten mir das Verdauen ungemein und der erste Tag in der Bakubung Lodge war schneller zu Ende gegangen als gedacht.


Mittwoch 25.09.

6 Uhr Morgens im Jeep von Jan-Hendrik: 4 deutsche Volontäre und ein Australier aus Melbourne erwarten freudig die Vorzüge eines morgendlichen Safari Ausfluges. Da die anderen Bewohner der Lodge unwillig waren früh aufzustehen, ereilte uns das Glück ein mit 20 Sitzen bestücktes Auto nur 1/4 zu füllen und uns so auf den Weg in die tiefen Gründe des Pilanesberg Nationalparks zu machen. Laut der Informationen unseres Rangers Jan-Hendrik (für nicht Afrikaans-Menschen nur "Jan") wurden einige Löwen gespottet. Als dann der entscheidende Funkspruch kam, hielt unseren Führer nicht mal sein platter Reifen (rechts-vorne) auf und mit Top-Speed ging es durch den Park. Nicht 1,2,3 oder 4, sondern gleich 7 Könige der Tiere bekamen wir zu Gesicht (in Bilderreihe #5 folgen die besten Impressionen). Hier zeigten sich die Vorzüge eines lokalen Begleiters ungemein, da dieser die typischen Routen der Tiere kennt und uns so in perfekte Positionen brachte um die Tiere zu beobachten und abzulichten. Nach 2,5 Stunden Löwen fanden wir auf dem Rückweg einfach so(unfassbares Glück) drei Nashörner am Straßenrand. Das perfekte Game Drive Packet schnürte die Elefantenfamilie inklusive Baby-Elefant kurz vor der Lodge. 3 von den Big Five an einem Morgen? Kann man so stehen lassen!
Gerade rechtzeitig zum Frühstücksbuffet kamen wir zurück zur Lodge. Das reichhaltige Buffet ließ keine Wünsche offen und versorgte uns mit genug Nährstoffen, um am Pool den weiteren Mittag zu verbringen.
Zum Game Drive am Nachmittag war Jan-Hendriks Jeep bis zum letzten Platz gefüllt. Der Fakt, dass nach der Safari-Fahrt ein Bush Braai stattfinden sollte, motivierte dann doch einige Leute dem Nachmittags - Game Drive beizuwohnen. Erstes Sighting waren eine Gruppe Elefanten und drei Nashörner an einem Wasserloch. Dann wurde es wieder ruppig, weil Jan (der uns 4 am Ende des Tages als seine persönlichen Glückbringer bezeichnete) die Chance sah einen Leoparden zu finden. Nach 20 Minuten Schlaglöchern und fern von jeglichem Asphalt, lief uns tatsächlich ein Leopard vor die Linse. Gotcha! Damit waren mein persönliches "Big Five" Konto voll, da wir im Dezember 2011 das Glück hatten einen afrikanischen Büffel zu sehen. Um die große Reisegruppe noch mehr zufriedenzustellen versuchte Jan, vorbei an Gnus, Zebras, Giraffen, Impalas, Wildschweinen und was der wilden Tiere im Nationalpark mehr sind, die Löwen vom Vormittag wieder zu finden. Dies gelang allerdings (zur persönlichen Freude des Autors, der, unsozial wie er ist, den anderen Menschen es nicht gönnte, da diese die Strapazen des Frühaufstehens nicht auf sich genommen hatten) nicht. Beim Abschließenden Bush Braai gab es - wie immer - verschiedenste Gaumenschmäuse. Fazit: Ein perfekter Tag im Nationalpark!


Donnerstag 26.09.

Nach ausgewogenem Frühstück ging es zurück in die Stadt des Goldes. Nachdem wir (besser gesagt ich) noch kurz in die Kommerz-Falle an einem afrikanischen Markt getappt waren, blieb die Fahrt nach Joburg danach relativ unspektakulär. An der Minibus-Taxi Station angekommen lief das übliche wir-fahren-erst-los-wenn-der-Bus-voll-ist-Prozedere ab und nach einer geschlagenen Stunde war der Bus endlich abfahrbereit. 140 Kilometer später standen wir in Potch und fuhren mit dem dritten Taxi an diesem Tage zum Krankenhaus und von dort ging es per Fuß zurück zum Kinderheim. Unser Road-Trip war also offiziell beendet. Was bleibt sind viele Eindrücke aus einigen verschiedenen Bevölkerungsschichten, viele unterschiedliche Charaktere ob südafrikanisch, amerikanisch oder europäisch. Mein persönlicher Abschluss der Big Five, gleichbedeutend mit einem neuen Traum wilde Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen: Berggorillas!
Wiederholungsbedarfometer des Aufenthalts in der Bush Lodge: 10/10 !


Random Notes:
- Das Seltenste, was wir auf unserer Reise zu Gesicht bekamen war weder Tier noch Gebäude. Auf der Autobahn nach Joburg überholte uns ein Lamborghini Reventón. Davon gibt es auf der ganzen Welt nur 21 Stück und wir kamen in den Genuss dieses Biest eines Autos zu Gesicht zu bekommen. Seltenheitsgradlevel: 11/10 !

- Auf dem afrikanischen Markt in der Nähe von Sun City wurde ich von einem Händler mit einem bekannten Reiseführer verwechselt. Natürlich konnte ich nichts anderes tun, als in die Rolle des besagten Reiseleiters zu schlüpfen und dem Trödler glauben zu machen, dass meine Wenigkeit die besagte Person wäre.
Schauspiellevel: 5/10 !

- Grünes Eis ist entgegen meines ersten Gedankens keinesfalls Apfel-Eis, sondern hat Pfefferminz als Geschmacksrichtung.
Verwirrungslevel: 7/10 !

- Unnötiges Löwen-Zitat der Woche: "The Lion does not turn around when a small dog barks."
Wichtigkeitslevel: 0/10 !

- Shoutout an unseren Ranger Riaan aus dem Black Rhino Game Drive Reserve, der uns 2011 quer durch den Pilanesberg chauffierte. Sein Ziel ist es in Neuseeland ein neuen Abschnitt seines Lebens zu beginnen.
Viel Glück dabei!


Freitag, 27. September 2013

Vacation Time Pt. 1 Johannesburg

The Big 5, das größte Township Afrikas, verrückte Busfahrten, chillen am Pool und wahre Essens-Schlachten mit Amerikanern am Buffet. Unser Urlaub bot Extreme in jeder Hinsicht. Vom Packpacker bis zur exklusiven Bush Lodge. Vom leicht ramponierten Minibus-Taxi über Fahrräder aus dem Township zum Safari-Jeep.


Die Chronologie:


Samstag 21.09.

Immer noch gesundheitlich leicht angeschlagen ging es nach einem kurzen Stopp bei der Apotheke in Richtung Minibus-Taxi-Station in Potch. Unsere 8-Frau und 2-Mann große Reisegruppe war (wie zu erwarten in diesem Teil der Stadt) die Hauptattraktion an diesem Mittag. Hilfreich - wie immer - lotsten uns die Mitarbeiter zum Taxi nach Johannesburg. Das Prinzip, nach dem die Überland-Taxen hier fahren ist, dass nur ein bis zum letzten Platz besetzter Bus das Ziel ansteuert. Im Umkehrschluss bedeutet das manchmal ewige Wartezeiten, aber da wir so eine große Gruppe waren, füllten wir das spärlich besetzte Taxi exakt bis zum letzten Platz und der erste Road-Trip an diesem Tag konnte beginnen.
Zwei Stunden und 80 Rand (ca. 6 Euro) für 140 Kilometer später stand unsere weiße Reisegruppe am Taxi-Bahnhof in der Nähe Downtown Joburg. Der gebuchte Packpacker meilenweit entfernt. Die unternehmenstechnisch versierten Bewohner von Joburg boten uns cleverer Weise ein "Spezial"-Taxi zum Backpacker an und so begann Road-Trip #2, dieses Mal kreuz und quer durch die Großstadt. Besagte Metropole ist so vielschichtig und komplex ausgebaut, dass auch unser "Spezial"-Chauffeur Duo seine Probleme hatte uns zum Accoustix Lodge and Sleek Travel im Stadtteil Randburg zu bringen. Am Ende - wie so häufig in diesem Urlaub - fanden wir das, nach dem wir suchten. Am Backpacker war, bis auf die Sauberkeit der männlichen Gruppenduschen, nichts auszusetzten und die Stimmung dort war blendend.
Den Nachmittag verbrachten wir mit einer Erkundungstour durch Randburg. Mein persönlicher krönender Abschluss des Tages war ein Double-Cheese-Burger mit Chips und die Kognition, dass mein Verdauungstrakt keine Probleme mehr machte.


Sonntag 22.09.

Fit, frisch und fröhlich ging es am Sonntag Morgen zurück in die Anfänge der föderalen Republik von Südafrika. Das Apartheid-Museum war Priorität #1. Unser schwarzer, im Alter schon fortgeschrittener, Busfahrer brachte uns allerdings nur bis zum Gate des Museums. Einen Besuch lehnte er ab, da er (Zitat) seine eigene apartheid-geprägte Lebensgeschichte noch nicht verarbeitet habe und die Erinnerungen, verbunden mit einem Besuch im Museum, zu traumatisierend wäre. Am Eingang splitteten uns die Eintrittskarten gleich in Schwarz und Weiß auf. Die Reise in die dunkle Vergangenheit dieses schönen Landes begann und zwei Stunden später waren wir platt von den Eindrücken und der Historie. Nach kurzer Fahrt, vorbei an Soccer City, stand das berühmteste aller Townships auf dem Reiseplan. In Soweto fanden sich für uns 10 Fahrräder und die unikale Fahrradtour quer durch das South Western Township begann. Allerdings (eigene Meinung des Autors) war die Tour mehr für Touristen ausgelegt als für Volontäre, die mit Kindern aus Townships arbeiten und selbst Freunde aus ärmeren Regionen von Städten haben. Ich will es nicht kommerzialisiert nennen, aber einschlägige Eindrücke blieben, bis auf das Haus von Mandela und dem Hector Pieterson Memorial, aus.
Letzter Programmpunkt war Essen, irgendwo, egal was, Hauptsache Essen. Umso bemerkenswerter war die Qualität des Random-Rumpsteaks, welches meinen Gaumen schmeichelte und so zart war wie Seide.


Montag 23.09.

Am Montag dezimierte unsere Reisegruppe, da Lucas, Emy, Anna und meine Wenigkeit andere Urlaubspläne hatten als die 6 anderen Mädels. Diese machten sich via Taxi zurück nach Potchefstroom und wir verblieben in Joburg und fuhren, ebenfalls via Droschke in die Mall of Rosebank. Hier shoppt die Upper-Class der Stadt des Goldes und wir kamen in den Genuss der hiesigen Auffassung von Pizza. Im "Pizaevino" wurden wir von spektakulären Pizza-Belag-Variationen überrascht. Zum Beispiel gab es Pizza mit Jalapenos, Chicken, Peppadew und Knoblauch. Eine andere Variation nannte sich James Brown, eine Pizza mit Chicken, BBQ Sauce, Bacon, Guacamole und Zwiebeln. Die bewunderungswürdigste Kreation der Küche war der "Funky Monkey". Bacon, Feta Käse, Bananen, Chilli und Schockolade! Alles auf einer Pizza vereint. So gewöhnungsbedürftig es auch klingt, so qualitativ gut und geschmacklich ausgewogen war das Menü am Ende.


Random Notes:
- Die Welt ist ein Dorf. Im Packpacker in Joburg lernte ich einen Fußball-Fanatiker aus Newcastle kennen, der einige Zeit in Ulm verbrachte und seines Zeichens eine Ex-Freundin in Dornstadt hat. Dinge gibt's ...

- Während der Fahrrad-Tour in Soweto zeigte sich mein allgemein bekanntes Pech bezüglich der Hinterräder von Drahteseln. Nach 3/4 des Weges gab mein Hinterreifen auf und verlor seine gesamte Luft. Warum das nur mir passierte blieb schleierhaft. Freundlicherweise tauschte der Guide mit mir die Fortbewegungsmittel und von diesem Zeitpunkt an quälte sich der Einheimische die Hügel hinauf.

- Das Pizaevino-Hauptmenü als 2-seitiges PDF

- Üben den ganzen Montag hinweg ärgerte ich meine Mitreisenden mit schlechten FDP-Witzen, die sich darauf bezogen, dass unsere gelben Freunde nicht über die 5% Hürde kamen und deswegen wurden Wörter wie liberal, Rösler und Co zu Schimpfworten für alles Unerreichbare und Schlechte.
(Beispiel auf der nach unten fahrenden Rolltreppe: "Wir nähern uns langsam aber sicher dem Niveau der liberalen Politik." )

- Entertainment wurde aber auch geboten, als wir deutsche Sprichwörter Wort für Wort übersetzten und diese dann auf Englisch zum besten gaben.
(Beispiel auf dem Weg von der Mall of Rosebank zurück nach Randburg : "I am happy like a honey cake horse!" )


Mittwoch, 18. September 2013

South African Sickness Championships

Dum di dum ein Virus geht um... und erwischt uns alle. Symptome sind unter anderem Fieber, Bauchkrämpfe, (um es schön zu formulieren) ein schwächelnder Verdauungstrakt, Kopfschmerzen, Husten und vieles mehr. Natürlich bin auch ich Teil des Lazarettes geworden. Warum es mich aber am schlimmsten von allen getroffen hat weiß ich auch nicht.


Timeline meines Krankheitsverlaufs (Stand 18.09.2013 11:41 Uhr):


Freitag 13.09.

Top fit ging es für mich und meine Top-Athleten am Freitag-Morgen in Richtung Universität, um die Cross Country Championship Strecke zu begutachten. Das Laufevent des Jahres machte seinem Namen alle Ehre und die Organisatoren ließen keine Spendengelder aus und zauberten eine Strecke im Wert von ca. 35.000 Euro. Messestände, Verpflegung, V.I.P. - Zelte, Krankenstationen, Sponsoren aus dem ganzen Land und mit internationaler Reputation, Fotografen mit eigenen Zelten. Alles in allem fast schon europäische Infrastruktur. Der Samstag sollte ein großartiger Tag werden für unsere unterprivilegierten Athleten. Treffpunkt am Samstag war 6:00 AM und ein langer anstrengender Tag war vorprogrammiert, da die Festivitäten bis 6:00 PM gehen sollten.

Deswegen kann ich mir auch nicht so ganz erklären, warum ich am Freitag-Abend im Club gelandet bin und so hart an der YOLO-Grenze gefeiert habe. Ein geiler Abend war es natürlich schon (wie immer eigentlich, wenn wir uns im lokalen Nachtleben herumtreiben), was am Samstag aber folgte war im wahrsten Sinne des Wortes ein böses Erwachen.


Samstag 14.09.

Ich weiß nicht wie es meinen Lesern geht, aber 3 Stunden Schlaf sind mir – egal was ich an besagten Tag vorhabe – zu wenig. Vom Aufstehen an quälte ich mich durch Sekundenschlaf und Energielosigkeit. Alles halb so wild, dachte ich und schob alles auf Schlafentzug. Als sich dann allerdings Schüttelfrost (bei 20° im Schatten) zum Krankheitsbild gesellte war auch ich leicht besorgt. Auch das Angebot im Auto der Sportlehrerin ein bisschen zu entspannen (die gesamte Schule war sich sicher, dass ich einen Hangover hatte), blieb ergebnislos. Immer noch Teil des Coaching-Teams versuchte ich dann mein bestes unsere Kinder zu unterstützen. Das ging aber nur auf relativ geringer Basis, aber ich gab mein Bestes. Nach 12 Stunden auf dem Universitätsgelände ging es endlich in Richtung AKKH. Dort erwartete mich allerdings kein Schlaf, sondern Fieber.


Sonntag 15.09. + Montag 16.09.

Nach der Fieber-Nacht von Samstag auf Sonntag verschwand jener so unverhofft wie er aufgetaucht war, aber neue Symptome machten meinem Körper zu schaffen. Kopfschmerzen, Bauchkrämpfe des Grauens und eine hibbelige Verdauung waren Hauptbestandteile des Sonntags und Montags. Das typische Hin-und-Her zwischen "Mir ist kalt" und "Jetzt ist es doch grade richtig heiß" durfte natürlich auch nicht fehlen. An Essen war gar nicht zu denken und meine Hauptnahrungsmittel waren Paracetamol, Hefe-Tabletten und (frei nach Usain Bolt) ich-weiß-auch-nicht-so-recht-was-mir-meine-Pfleger-so-alles-für-Mittel-geben.


Dienstag 17.09.

Wieder eine Nacht ohne Schlaf. Zwischen Montag, 23:00 Uhr und Dienstag, 4:00 Uhr ging es für mich circa 7 Mal in Richtung Bedürfnisanstalt. Einzelheiten vom Besuch auf dem Abort lasse ich heute außen vor. Zusammenfassend lässt sich sagen: Es war nicht schön, aber auch nicht zu verhindern! Nachdem ich am Vormittag dann doch etwas Schlaf abbekam, gewöhnte ich mich daran und schlief auch den ganzen Nachmittag durch. Pünktlich zum Highlight des Tages war ich dann wieder fit. Stroooooomausfall im gesamten Umkreis. Etwas Triviales ein paar Stunden ohne Strom zu sein, dennoch ein komisches und spannendes Gefühl. Vor allem, wenn man unter so verrückten und witzigen Menschen ist wie hier, die alles versuchen um Anderen im Dunkeln einen Streich zu spielen.


Mittwoch 18.09.

Es geht bergauf! Ich sitze hier im Wohnzimmer, habe einigermaßen gut gefrühstückt und fühle mich besser. Hoffentlich schlagen die Kohle-Tabletten noch richtig an, damit ich mich am Freitag in die Ferien stürzen kann. Johannesburg und Safari stehen auf dem Wochenplan. Anfang Oktober geht dann das vierte Quartal des Schuljahres 2013 los. Highlight des Oktobers ist hoffentlich (wenn das Office im Kinderheim das nicht vercheckt hat) das Spiel der Spiele im Rugby „Südafrika vs. Neuseeland“.

Es bleibt auf jeden Fall spannend und interessant hier unten und ich werde weiterhin versuchen (wenn gesund dann auch wieder regelmäßiger), nur das leidige Problem mit dem WLAN bleibt wie ein Kaugummi am Schuh kleben.


Random Notes:
- Erinnerung an mich selbst: Powerade concentrated MOUNTAIN BLAST Sports Drink ist blau und schmeckt wie alter Kaugummi am Schuh.

- Spruch der Woche: "Es gibt keinen Spruch der Woche."

- Erinnerung an mich selbst: Powerade concentrated NAARTJIE Sports Drink ist rot und ist gut und ist rot und gut, aber wie alles hier ist es voller Süßstoffe und ungesund wie ein alter Kaugummi, von einer Schuhsohle.