Mittwoch, 7. August 2013

Ancestor Worship Weekend

Wenn man ein Land wie Südafrika besucht, sieht man sich vielen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Lebensstilen gegenüber. Allein die Tatsache, dass es in Südafrika insgesamt 11 offizielle Landessprachen gibt, zeigt wie vielfältig die Bevölkerung ist. Ebenso vielschichtig zeigen sich die Religionen. Von Buddhismus über Christentum und Islam reicht die Religionslandschaft bis zum Ahnenkult. Obwohl im Norden des Kontinents der Islam vorherrscht und sich im weiteren Afrika die meisten Menschen dem Christentum verschreiben, ist der Glaube an die Vorfahren trotzdem bei vielen Menschen verankert. Einige Bevölkerungsgruppen glauben sowohl an Gott als auch daran, dass ihre Vorfahren einen Einfluss auf ihr Leben haben. Die Ahnen werden zwar nicht direkt angebetet, sondern man bringt ihnen Opfer, wann immer Unglück über die Familie im Diesseits kommt oder man versucht das in der Zukunft zu verhindern.

Am Samstag wurde ich, wieder einigermaßen gesund, eingeladen einer solchen Ehrung der Vorfahren beizuwohnen. Die Familie eines Lehrers unserer Schule zollte ihren Ahnen Tribut und netterweise gab man mir die Chance teilzunehmen. Mir der religiösen Wichtigkeit nicht bewusst, hielt ich die Veranstaltung vorerst für eine Art "Nachbarschafts-Party". Viele Menschen versammelten sich vor einem Haus in Ikageng mit lauter Auto-Musik und circa 11 Lehm-Töpfen (Clay pot cooking) mit Eintopf. Als Itumeleng (ein Lehrer meiner Schule, der auch eingeladen war und freundlicherweise Taxi für mich spielte) und ich dort ankamen, wurde uns sofort Essen und Trinken angeboten. Da wir uns - typisch für diesen Teil der Welt - geschlagene zwei Stunden verspäteten, verpassten wir das traditionelle Schlachten der Kuh. Ich bin mir aber auch nicht wirklich sicher, ob mir das nicht den Hunger verdorben hätte. Bei der Portionierung des Essens zeigen sich die Gastgeber überaus gastfreundlich, was den Magen meines Kollegen sichtlich überforderte. Er gab nach der Hälfte des Tellers auf, aber ich (Schwaben-Philosophie FTW) ließ mich nicht lumpen.
Nach dem Essen machte ich ein paar Fotos (folgen in Bilderreihe #3) und unterhielt mich mit den anderen Gästen bzw. Familienmitgliedern. Diese waren alle begeistert, dass ein weißer Europäer ihren Traditionen Respekt zollte und zeigten sich demnach unbeschreiblich zuvorkommend und liebenswert.
"Fühl' dich wie zu Hause. Wir sind froh, dass du hier bist!"
Außergewöhnlich und einfach gigantisch so etwas von Menschen zu hören, die ich zum ersten Mal in meinem Leben sehe.
Nach dem Essen lud mich Itumeleng dazu ein seine Mutter zu besuchen, die auch in Ikageng lebt. Vor allem hier im Township sind die verschiedenen finanziellen Situationen der Bewohner einfach zu unterscheiden und das Haus, welches wir nach 5 Minuten Autofahrt ansteuerten war größer, luxuriöser und hatte fast schon europäischen Charakter. "Dieses Haus", erzählte mir mein neuer Freund, "habe ich für meine Mutter gebaut, nachdem ich mit der Schule fertig war. Ich musste das machen, weil sie es verdient hat." In sehr einfachen Verhältnissen aufgewachsen, war es für Itu eine Art Pflicht seiner Mutter etwas zurückzugeben, nachdem sie ihn erzogen und er dadurch einen guten Abschluss erreicht hatte.
Zu guter Letzt durfte ich auch das aktuelle Domizil meines Touristenführers beehren. Der wohnt verrückterweise in einem kleinen Nebenraum seines eigenen Guest House. Das Kwa Kgatleng Guest House & Conference Center ist sehr behaglich und wurde vom Besitzer selbst renoviert und ausgestattet. Eine Art "Aschenputtel-Story", weil er das heruntergekommene Gebäude seiner Zeit kaufte und ihn die Leute auslachten, weil sie es für nicht profitabel hielten.
Klassischer Fall von: "Wer zuletzt lacht ..."
Unsere Unterhaltung über diverse Themen, die unter anderem kulturelle Unterschiede von Europa und Afrika und deren Schulsysteme beinhaltete, ging bis spät in die Nacht. Dazwischen zeigte sich auch mein dritter Gastgeber an diesem Tage sehr großzügig und spendierte mir sowohl einige Flaschen Gerstensaft als auch (typisch afrikanisch oder auch nicht) ein Menü beim hiesigen KFC.
Summary: Simply stunning!


Random Notes:
- Die alten Kumpels von Itumeleng, die am Samstag ebenfalls das Guest House besuchten, lachten sich fast schlapp, als ich ihnen meine neu erlernten Setswana-Künste vorführte. Im Grunde genommen kann ich kein Wort der hier einheimischen Sprache der Schwarzen. Der einzige Ausruf, den ich beherrsche, hat die Bedeutung "Hey Leute, was geht?" Da ich aber schon immer gut war Menschen und Sprachmuster zu imitieren ist die Aussprache anscheinend so perfekt, dass es ein riesen Gag für alle Beteiligten ist.

- Beim Drive-IN des KFCs kam Itu und mir die Idee zu einem neuen Horror-Film mit dem Titel "Revenge of the chicken". Der Hauptstrang der Handlung erzählt von einem Mann, der zuerst gratis Essen bekommt, dann feststellt, dass er damit gemästet wird und am Ende von verrückt gewordenen und mutierten Hühnern verfolgt wird. RTL hat gleich zugeschlagen und will eine Serie daraus machen.

- Im Spar um die Ecke gibt's Vitamin Water in allen Farben, Formen und vor allem Geschmacksrichtungen.
Feels like heaven.

- Am Dienstag verschwinden alle alten Freiwilligen zurück nach Deutschland, was bedeutet, dass die neue Generation langsam anbricht und unser Jahrgang 2013/14 Formen annimmt.

- Mein Lieblings-Stilmittel der deutschen Sprache ist und bleibt die ausgezeichnet angenehm ansehnlich attraktive Alliteration.




1 Kommentar:

  1. hallo ein neuer. toller blog mit sensationellen Bilder. bitte weiter schreiben.

    uwe

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