Dienstag, 3. Dezember 2013

Jahresrückblick Teil 2


Juli

Nach gut zwei Tagen Reisestrapazen-Erholungs-Zeit beginnt das Leben in Südafrika. Ohne es zu wissen komme ich direkt in den Schulferien an, was mir Zeit zur Gewöhnung an das Lebens in Afrika gibt. In den ersten zwei Wochen heißt es also - dank der Unterstützung der anderen Volontäre - pures Südafrika-Feeling genießen. Township, Pot, Pool, Pub, Party!
Am 15. dieses Monats ist es dann soweit: Schule. Das Bert's Bricks Primary School Kollegium ist nur in kleinen Fraktionen anwesend. Somit muss der Volontär das Boot schaukeln. Ins kalte Wasser geworfen, unterrichte ich mich in den ersten Wochen um Kopf und Kragen. Improvisationskünste eigne ich mir schnell an und so schlängele ich mich durch Social Science, Mathematik und Englisch Stunden. Das Ende meines ersten Monats in Südafrika ist allerdings von einem herben gesundheitlichen Breakdown gekennzeichnet. Die Flu-Week endet in einem Besuch beim Zahnarzt, der mir die Zahnwurzel notgedrungen zusammenflickt. Für die letzten drei Tage des Monats liegt unser Held erst einmal flach.


August

Der August beginnt zuckersüß, da mich das halbe Kollegium am Kinderheimkrankenbett besucht. Wieder auf dem Damm geht der Alltag in der Schule geregelter von Statten und ich finde mich öfter als Assistenz-Lehrer wieder, was mir tiefe Einblicke in das südafrikanische Schulsystem bietet. Auf der Arbeit gibt es zwar endlich Konstanz, aber im Kinderheim machen sich die Volontäre auf nach Hause. Nach knapp einem Monat hießt es Abschied nehmen von denen, die mir uneigennützig das neue Leben und den Einstieg in dieses so viel einfacher gemacht haben.
Gleichbedeutend mit der Umstellung im Kinderheim bekomme ich auch neue Aufgaben. Study-Time mit den 4-klässlern steht nun Nachmittags auf dem Programm.
Nach einer Woche ohne viel Spektakuläres kommt die Ankunft der neuen Deutschen. Wenig Legendäres passiert allerdings bis zum 29.08.2013. Dann trägt sich der unglaublichste Geburtstag aller Zeiten zu. Kuchen über Geschenke über Glückwünsche über Geburtstagssongs in vier Sprachen. Fazit: 21 und kein bisschen erwachsen ( :-D ).


September

Nach kurzer Gewöhnungszeit an mein fortgeschrittenes Alter geht der Alltag seinen Lauf. Study-Time mit Joseph und unserer High-Entertainment aber Low-Motivation Gruppe. Arbeit an der Bert's Bricks als wandelnder Kopierer und was der Dinge mehr sind. Das menschliche Highlight ist Zahnarzt Dr. Victor, der auf die Bezahlung meiner Behandlung verzichtet. Sportliches Highlight sind die südafrikanischen Meisterschaften im Cross-Country, für die sich ein Großteil unseres Schulteams qualifiziert hat. Bevor es aber in den ersten Urlaub geht muss ich mich noch mit einem Magen-Darm-Virus rumschlagen und verpasse dadurch die letzte Schulwoche vom dritten Quartal komplett.
Fast wieder genesen geht es via schwarzem Taxi Johannesburg. Das Apartheit-Museum und die Fahrrad-Tour durch das berühmteste aller Townships ("Soweto that is") hinterlassen bleibende Eindrücke. Für 4 von 10 geht es von Johannesburg weiter in Richtung Norden. Pilanesberg National Park inklusive Elefanten, Nashörnern, Löwen und (!) Leoparden. Vom wunderbaren Essen der Bakubung Lodge ganz zu schweigen. Der Heimweg nach Potch ist - wie immer in SA - vogelwild. Endlich zu Hause angekommen klingen die Ferien gechillt aus und der Urlaubs-Monat ist beendet.


Oktober

Term 4! Die gesamte Schule macht sich langsam aber sicher für die Abschlussprüfungen bereit. Der, sonst so lasche Unterricht, nimmt Fahrt auf und die Kids müssen sich echt reinhängen. Dafür werden einige aber auch belohnt und kommen entweder in den Genuss des Adrenalin-Kicks in Gold Reef City oder feiern ihren Abschlussball in Highschool-Musical Ambiente. Sowohl das Farewell-Wochenende als auch das Achterbahnfahren in der größten Mine von Johannesburg sind spektakulär. Ebenfalls in Joburg und ebenfalls spektakulär ist das Rugby Spiel SA vs. NZ. Hier kommen wir in den Genuss von Weltklasse Rugby und dem dazugehörigen Packet aus tieffliegenden Flugzeugen, afrikanischen Flüchen gegen den Schiedsrichter und dem Kriegstanz der Neuseeländer.
Der Abschluss des "Heirats-Monates" steht für mich ganz im Zeichen der Familie. Im Krüger National Park kommen wir in den Genuss der kompletten Big 5 innerhalb magisch kurzer Zeit und finden dort auch einen Platz für die Ewigkeit.


November

Eine vogelwilde Heimfahrt mit einem maßlos überfülltem einheimischen Taxi später bricht der letzte Arbeitsmonat an. Ich schreibe Klassenarbeiten am PC und versuche verzweifelt meine Bert's Bricks Kinder auf ihre Examen vorzubereiten.
Von überdurchschnittlicher Sportlichkeit gepackt schießen Jacob und ich, Mitte November, unser Team zum Sieg und aufgrund meiner "Healthy Week" genehmige ich mir danach keine Flasche importierten Erdinger sondern eine Flasche Cola.
Bei der Grade R Graduation findet das gesamte Kollegium zurück in ihre Kindheitszeiten und benimmt sich dementsprechend daneben. Die Schüler sind dem aber nicht abgeneigt und freuen sich fast genauso wie meine Schüler in der ärmsten Extension des Townships als sie plötzlichen ihren Lehrer im Bus erkennen.
Mit unserer, aufgrund von Urlaubszeiten verfrühten, Weihnachtsfeier endet auch mein Arbeitsjahr 2013 offiziell.



... still to come in December 2013 ...

- eine wahnsinnige Fahrt zum Flughafen in Joburg
- Standurlaub mit drei anderen, genauso verrückten, Hühnern
- Wiedervereinigung mit der für mich wichtigsten Person auf dem Planeten aka Beast aka Lauria aka Bro



Random Notes:
- Die magische Miesmuschel weiß ALLES !

- "Wir brauchen neue Hausregeln. Wir sind mit den alten Regeln durch."

- Glückwunsch an Sven, der zum 5000. Besucher meines Blogs geworden ist

- "This is no damage, it is characteristic!"

- "Siiiiiiiiir, looooook, pleeeaaaassssseeee, Siiiiiirrrrrrr, I'm struggeling..."

- .... das ist doch k-k-k-ko-komich

- Im Mau-Mau AKKH Turnier macht sich ein Underdog mit dem Namen "No J" auf die Herrschaft zu übernehmen

- Lied des Jahres 2013: Mamzala produced by VX

- Dienstag 03.12.2013; 15:01; 23° und Regen: "Alter, wenn des die Woche weiter so bleibt bin ich echt pissig!"

My old friend Lee,
   Had too much tea,
   So he had to pee,
   Behind the tree,
   Under the bees.

- Der Potchefstroom Rekord im Snake Xenzia auf dem Nokia 105 liegt höchstwahrscheinlich bei 4212 und wird ziemlich sicher vom Autor dieses Blogs gehalten


- Wort des Jahres: RUlk = riesen Ulk

- RUlk des Jahres: Thato bekommt einen Preis für 100% Anwesenheit ist aber bei der Verleihung abwesend

- Thato des Jahres: Tlotlo, Thato (Haus Betel)





After climbing a great hill, one only finds that there are many more hills to climb.
Nelson Mandela