Montag, 8. Juli 2013

Small Talk Issues

Die Alexander-geht-zurück-nach-Deutschland-Abschieds-Party-Woche neigt sich dem Ende zu und ich, als Bindeglied zwischen dem aktuellen 2012/2013 und dem neuen Jahrgang (am 20. August wird dieser beginnen), durfte das volle Partyleben von Potch und Umgebung miterleben. Das Fazit der letzten Nacht war, dass ich innerhalb von einer Woche alle gängigen Clubs, Pubs und Bars besucht hatte. Ein anstrengendes Programm, welches aber seine Vorzüge hat: Die obligatorischen Begrüßungen der Club-Besucher untereinander, das Hin und Her bei der Frage wer als nächstes Pool spielen darf, das Prozedere an der Bar and last but not least den (in unserer Sprache leider nicht vorhandenen) Was-geht-überhauptz-ab-Small-Talk, beherrsche ich jetzt fast schon schlafwanderlisch. Es ist anfangs doch eine große Umstellung, aber nach einer Woche Südafrika fange ich an den Small Talk zu schätzen. Zu Beginn schon eine komische Situation, wenn wildfremde Menschen auf einen zukommen und dich fragen wie es dir gerade so geht und ob bei dir alles klar ist. Schlussendlich ergeben sich daraus im Folgenden viel leichter Gespräche und Bekanntschaften, als in unserer zumeist kleinkarierten und verschlossenen deutschen Gesellschaft.

Ein Fall-Beispiel:
Im Afro-Club im ca. 40 km entfernten Klerksdorp (einer Art Detroit der Noordwes Provinz) lernte ich einen Pool-Spieler kennen, der mir seine ganze Lebensgeschichte darlegte. Wir beide, weder angetrunken noch high, kamen ins Gespräch und als er hörte, dass ich von aus Deutschland kam und schon mit einem Flugzeug geflogen war. Seine Story sprudelte dann nur so aus ihm heraus:

Frau kennengelernt vor knapp 1 Jahr. Perfekte Beziehung. Nach 2 Monaten schwanger. Frau muss zurück nach Malawi. Er kann nicht mit. Spart Geld für Besuch. Muss dafür (!!!) 4 Jahre arbeiten. Sein Traum: In 4 Jahren nach Malawi fliegen, um sein Kind zum ersten mal persönlich zu sehen.

Für mich und meine zurückgelegte Reisedistanzen scheint Malawi (der Großteil der Einwohner lebt überigens von durchschnittlich weniger als 1 Dollar pro Tag) nur ein Katzensprung entfernt. Für ihn ist dieses Land so unvorstellbar weit weg wie für mich eine Karriere als Ocularist oder professioneller Schlussmacher (Nebenjobs weltweit). Solche Begegnungen und Geschichten machen meinen Aufenthalt noch interessanter und eindrucksvoller als er jetzt schon ist. Am Ende des Gesprächs wünsche ich ihm viel Glück und er umarmt mich mit einem: "God bless U so much !"

Im großen und ganzen sind es aber die keinen Dinge, die die schwarze Bevölkerung (da wir immer mit George unterwegs sind gibt es nicht viel Weiße, die unseren Weg kreuzen) glücklich machen. Oft unterhalte ich mich über die "German Bundesliga", Bayern Munich und Borussia Dortmund. Verzweifelt und zweifelnd versuche immer zu erklären warum ich Mainz 05 Fan bin, obwohl die doch nie um die Meisterschaft mitspielen geschweige den internationale Reputation haben. Meine Gesprächspartner freuen sich dennoch über Insider-Wissen aus Europa und fragen sich (wie ich mich übrigens auch), warum die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nie einen großen Titel gewinnt. Auf digital Kameras fahren die Südafrikaner, obwohl das Land wirtschaftlich fast europäisches Niveau hat, total ab. George und sein Kumpel, Rapper VX, avancierten zu enthusiastischen Paparazzos, nachdem sie die Kamera von Alex in die Finger bekommen hatten. Sie knipsten gestern Abend alles und jeden, der ihnen in die Quere kam.
Mein Fazit der ersten Woche: Viel erlebt, viel passiert, viel gelernt, viel gesehen, es gibt noch viel zu tun, aber ich gehe mit viel Zuversicht in die nächsten Woche, viel-leicht auch weil ich als Assistenzlehrer fast 2 Monate Ferien habe (@Max Biehahn: Langsam verstehe ich es, Meister, langsam begreife ich es!).


Random Notes:
- Trotz all der positiven Eindrücke, wurde ich zum ersten Mal in meinem Leben wegen meiner Hautfarbe diskriminiert (war zwar nur von einer Bedienung an der Bar, die Einheimische mir gegenüber vorzog). Dennoch ein komisches und ungutes Gefühl !

- Meine, in der Schottland-Studienfahrt zuletzt gezeigten, Billard-Künste sind noch großteilig vorhanden. Große Augen gab es nach meinen Siegen gegen VX und einen Typ, der vom Support seiner Freundin letztlich wenig hatte

- Nach 7 Tagen fast ohne Sport bewege ich mich nach der Fertigstellung dieses Eintrages auch mal und geh' joggend die Stadt erkunden

- Die lokale Hip-Hop Szene hat fette Beats anzubieten:
                      youtube - Lefoko Naughty West Hiphop Movement


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