Mittwoch, 16. Oktober 2013

Rugby 'n' Roller Coasters




„GOOOONNNNGGAAAAAahahaahhhhHHUUUUIIIIII!“


Dieser Neologismus ist für mich persönlich die am besten zutreffende Beschreibung vom Freizeitpark-Freitag. 63 Schüler der Bert's Bricks konnten ihren Eltern genug Geld abknöpfen und den Trip am 11.10.2013 bezahlen. Für alle anderen zeigten die persönliche Lebenssituation und damit verbunden die südafrikanische Währung ihr böses Gesicht. Traurig, dass es für einen Großteil der Schüler ein Problem darstellt ungerechnet 15 Euro für diesen Ausflug aufzutreiben. Ein kleiner Wermutstropfen zwar, aber manchmal muss man Dinge im Leben einfach akzeptieren.

Leicht verspätet, wie immer in dieser Gegend der Welt, ging es die N12 runter nach Gauteng. Kurz vor Johannesburg liegt in einer ehemaligen Mine der Themenpark Gold Reef City. Angelegt an die Geschichte der Stadt sind die meisten Attraktionen im Areal den Minenarbeitern und ihrer Lebenssituation gewidmet. Bezeichnend auch der Name einer der Attraktionen „Miner's Revenge“. Dazu später mehr.

Zu Beginn unseres Aufenthaltes versuchten die Lehrer verzweifelt die Gruppendynamik zu erhalten und alle Kinder in einem Pulk durch den Park zu manövrieren. Bei über fünf Dutzenden von Kindern ist das allerdings genau so unmöglich, wie die amerikanische Schuldengrenze sinnvoll mit Republikanern zu verhandeln. Somit splittete sich nach zwei Attraktionen die Gruppe auf und meine Wenigkeit verblieb mit (!) einem Kind, welches ich noch nie gesehen geschweige denn unterrichtet hatte. Allerdings teilte mein Unbekannter Begleiter aus der dritten Klasse meine Affinität für Adrenalin. Somit ging es dann One-on-one zu jedem Looping, jedem Kreisel und was der Fahrgeschäfte mehr sind. Auch im eher multikulturell angelegten Freizeitpark zeigte sich, dass das südafrikanische Lebensgefühl einfach entspannter ist als in Europa. In der so schon kurzen Schlange, kam es zu keinem Stress wegen Wartezeiten oder zu Sitzplatz-Streitereien. 3 Stunden und 6 verschiedene Achterbahnfahrten später ging es zum Abschluss zur vorher schon angedeuteten „Abrechnung des Minenarbeiters“. Die Doppelarm-Wasser-Achterbahn gab mir und meinem kleinen Freund den Rest und hinterließ uns nass bis auf die Socken. (Beispiel-Video) Im wahrsten Sinne des Wortes bedient ging es, die Kleider voll mit blauem Gold, zurück zum Bus. Dort wurde ich von den anderen Lehrern als wahnsinnig abgestempelt, was ich in diesem Moment allerdings als Kompliment ansah.

Fun-Faktor: 10/10


Schon am 05. Oktober ging es zu einem ganz anderen legendären Ereignis. Alle Freiwilligen durften das Spiel der Spiele im Rugby: „Südafrika vs. Neuseeland“ miterleben. Nach der Hinspiel-pleite ging es für Südafrika im Rückspiel des Finales der „Rugby Championship“ um alles. Folglich war die Stimmung im fast ausverkauften Ellis Park Stadium großartig. Die Gastgeber ließen sich auch nicht lumpen und organisierten ein Passagierflugzeug, welches im Tiefflug zwei Mal das Stadion passierte. Gänsehaut pur! Wieder Skin Crawl-Altert gab es dann vor Anpfiff. Der Haka Dance der Neuseeländer und die südafrikanische Nationalhymne schufen die perfekte emotionale Ausgangssituation für mein erstes Rugby Spiel im Stadion. Der Spielverlauf entsprach zwar kaum der Meinung der Experten, was uns Nicht-Rugby-Fanatikern allerdings zu Gute kam. Es wurde schlicht und einfach keine Defensive gespielt und die Punkte purzelten in einem Fluss auf die Anzeigetafel. Trie nach Trie ging es in der ersten Halbzeit hin und her. Mit einem 15-21 gegen die Hausherren mussten sich die 63,888 Zuschauer nach der ersten Hälfte zufrieden geben. Wir verbrachten die Halbzeit mit der „Verschönerung“ unserer Visagen durch Fingerfarben. (Ob ich Bilder davon poste muss ich noch mit der deutschen Botschaft abklären.)

Hinein also in den zweiten Spielabschnitt, in dem die Neuseeländer den längeren Atem und ihre wieder gefundene Defensivleistung zur Schau stellten konnten. Liam Messam, Flanker der All Blacks, wurde mit zwei Scores zum Matchwinner und Neuseeland holte sich den Cup mit einem – am Ende vielleicht zu deutlichen – 38-27. Dennoch war es ein Abend, der auf sportlicher Entertainment Level Ebene nicht so schnell getoppt werden kann. Allerdings gibt es nur 9/10 auf der Fun-Faktor-Messlatte, weil das Endresultat des Spiels ein, wenn auch nur winziger, Wermutstropfen bleibt. Somit:

Fun-Faktor: 9/10


Random Notes:
- Zitat der Woche: „Ein Mann friert nicht, er zittert nur vor Wut, dass es nicht kälter ist!“

- Nach Langzeitstudie der Kinderheim Abläufe und deren Strukturen, sind wir endlich zu einem eindeutigen Ergebnis bezüglich der wirtschaftlichen Einordnung unseres Umfeldes gelangt. Wir befinden uns in einer Planwirtschaft mit diktatorischen Grundzügen.  

- Vom Sport- und Schlankheitswahn gepackt und völlig über-motiviert ist Emely beim Joggen umgeknickt. Gute Besserung wünscht der Autor dieses Blogs.

- Unerwartete Finesse am Herd bewies MJ. Aus dem Nichts zauberte mir meine neue Lieblingsköchin Instand-Nudeln aus dem Lehrbuch mit- unglaublich aber wahr - frischen Zutaten.

- YOS-TO (you only study-time once)


1 Kommentar:

  1. Miner's Revenge: Da warst Du in Deinem Element. Ich erinnere mich....
    Ich empfehle allen, das Video anzuschauen.

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